Grube Borscheiderseifen (Neustadt/Wied)

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Grube Borscheiderseifen (Neustadt/Wied)
Infopunkt an der
Georoute Im Tal der alten Hütte
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Steckbrief
Abgebaute Erze: Spateisenstein, Kupfererze
Erste Verleihung: 1855
Gesamtteufe: ca. 40 m
Gesamtförderung: xxx t
Erster Tiefbau: 1873
Belegschaft: bis zu 28 Mann
Stilllegung: 1878
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Betrieb unter H.W. Remy & Co.

Die ersten schriftlichen Dokumente über den Bergbau auf der Grube Borscheiderseifen stammen aus dem Jahr 1855. Die Anfänge des Bergbaus waren vermutlich bereits früher im Tagebau erfolgt.

In den Jahren 1865 bis 1867 ließ die Firma H. W. Remy und Consorten, die damalige Betreiberin der Rasselsteiner Hütte in Neuwied, vier ihr bereits gehörende Bergwerksfelder zur Grube Consolidierte Borscheiderseifen zusammenlegen. Als Repräsentant wurde Albert Remy bestellt. Die Geschäfte wurden vom Hüttenwerk Rasselstein in Neuwied aus geführt. Über den Betrieb liegen aus dieser Zeit verschiedene Berichte vor. Im Jahr 1866 arbeiteten zwei Hauer auf der Grube, die 591,5 Tonnen Spatheisenstein zu Tage förderten. Im Folgejahr ging die Abbaumenge jedoch bereits deutlich zurück. Sie belief sich nur noch auf 337 Tonnen Spath. Hinzu kamen aber 159 Tonnen wertvolle Kupfererze.

Der Abbau fand zwischen der Unteren Stollensohle und dem Borscheiderseifen-Stollen, also oberhalb des Niveaus des Altenhütterbachs statt. Die Grubenwässer konnten so ohne Pumpe aus dem Bergwerk laufen.

Im Jahr 1868 wurden noch einmal 455 Tonnen Spatheisenstein gefördert. Albert Remy erwartete aber, wie aus Schreiben an das Bergamt hervorgeht, die kurzfristige Erschöpfung der Erzvorkommen in diesem Bereich. Bereits im August 1868 kündigte er die baldige Stilllegung des Bergwerks beim Bergamt an. Im Folgejahr sollten nur noch die Gangbereiche oberhalb der Stollen bis zu Tage abgebaut werden. Offensichtlich verbesserten sich die Abbaubedingungen jedoch wieder, da im Jahr 1870 weiterhin Bergbau betrieben wurde.

Betrieb unter Alfred Krupp

Die bisher vorliegenden Quellen geben keine genaue Jahreszahl an, wann die Firma Friedrich Krupp zu Essen das Bergwerk Borscheiderseifen übernahm. Vermutlich geschah dies zwischen 1870 und 1871. Zu dieser Zeit verkaufte die Familie Remy große Teile ihres Bergwerkeigentums in der Region und konzentrierte die Geschäfte auf die Blei- und Silberbergwerke bei Bad Ems.

1873 erweiterte die Firma Krupp das Bergwerk um zwei zusätzliche Grubenfelder. Unter den Namen „Borscheiderseifen I“ und „Borscheiderseifen II“ wurden die Abbaurechte auf Schwefelkies und Bleierze gesichert. Später kam ein weiteres Grubenfeld „Borscheiderseifen III“ hinzu. Einen nennenswerten Abbau dieser Minerale scheint es laut Betriebsakten jedoch nicht gegeben zu haben. Die Bergbautätigkeiten unter Krupp wurden schnell ausgedehnt. Bereits 1871 arbeiteten neun Bergleute in der Grube Borscheiderseifen und förderten 1.267 Tonnen Spat. Der angetroffene Eisenerzgang war bis zu einem Meter mächtig. Nach Norden hin nahm der Anteil an Kupfererzen im Eisenspat zu.

1872 belief sich die Förderung auf insgesamt 688 Tonnen. In den Betriebsakten wird eine Belegschaft von bis zu 28 Bergleuten genannt. Eine genaue Jahresangabe zu dieser Anzahl fehlt jedoch.

Im Jahr 1873 wird mit dem Abteufen eines neuen Schachtes im Bitzenseifen, dem kleinen Nebental etwas oberhalb dieses Standortes begonnen. Dieser erreicht schnell eine Teufe von 19 Metern. Der Abbau oberhalb des Unteren Stollens wurde in diesem Jahr eingestellt, da die Erzvorkommen hier nun vollständig abgebaut waren.

Eine „Locomobile“ für die Wasserhaltung

Im Dezember des Jahres 1873 nahmen die Wasserzuflüsse im neuen Schacht derart zu, dass die Arbeiten unterbrochen werden mussten. Für den weiteren Betrieb wollte man daher eine „Locomobile“, eine frühe Dampfmaschine, vermutlich zur Wasserhaltung einsetzen. Dieser „Locomobile-Kessel“ sollte im Jahr 1876 von der Grube Harzberg bei Burglahr herangebracht werden. Die entsprechenden Genehmigungsverfahren waren bereits beim Bergamt eingeleitet worden. Die „Locomobile“ wurde dann aber doch weiter auf der Grube Harzberg verwendet. Von hieraus baute die Firma Bleichert aus Sachsen eine Drahtseibahn bis zur Bruchermühle bei Oberlahr. Die Dampfmaschine diente später als Antrieb für diese Transportbahn.

Der letzte Abbau ohne Dampfmaschine

Die fehlende Wasserhaltung stellte den Weiterbetrieb des Bergwerks vor eine ungewisse Zukunft. Im Jahr 1878 wurde das noch vorhandene Eisenerz aus den Schweben in den Abbaubereichen, also den Stützpfeilern, herausgebrochen. Durch diesen Raubbau wurde eine spätere Nutzung dieser Bergwerksteile unmöglich.

Der Aurora-Stollen wurde noch einmal tiefer ausgehauen, so dass der Wasserspiegel im Bergwerk abgesenkt wurde und der Abbau der Erze etwas tiefer erfolgen konnte. Im gleichen Jahr begann man den Maschinenschacht auf insgesamt rund 40 Meter abzuteufen und erschloss somit eine Teufe von 20 Metern unterhalb der Stollensohle. Die Wasserhaltung wurde mit einer Wasserbalance bis zum Niveau des Aurora-Stollens durchgeführt. Vermutlich endete der Bergbau in diesem Jahr.

Im zweiten Weltkrieg diente der Aurora-Stollen noch einmal als Luftschutzraum für die Bewohner des Ortsteils Altenhütte. Danach wurde dieser zugemauert und als Wasserquelle für die Landwirtschaft genutzt.