Lehrmaterial: Abbau der Erze

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Vorbemerkungen

  1. Die bergmännische Arbeit wird verständlicher Weise oft nur mit den Arbeitsvorgängen zum Abbau der Bodenschätze gleich gesetzt. Andere vergleichbare Arbeitsvorgänge unter Tage gehen der Gewinnungsarbeit voraus und sind der Abbauarbeit ähnlich. Dem Eisenerzabbau muss demnach als wichtigstem Arbeitsvorgang im Siegerländer-Wieder Spateisensteinbezirk im vor- und nachbereitenden Unterricht zu einer Exkursion zur Grube Bindweide besondere Beachtung gegeben werden.
  2. Der Erzabbau war, wie in anderen Arbeitsbereichen, auf Ertragssteigerung und auf Verbesserung der Arbeitsmethoden ausgerichtet. Es bietet sich daher an, auch auf die technische Entwicklung der Abbaumethoden und die technische Entwicklung der zum Abbau notwendigen Gerätschaften Wert zu legen.
  3. Das pädagogisch museale Konzept der Grube Bindweide nimmt darauf Rücksicht:
    • Neben den für die Grube typischen Eisenerzen (Eisenglanz, Glaskopf, Spateisenstein) können unterschiedliche Gezähestücke (Werkzeuge und Maschinen für den Erzabbau) betrachtet werden. Deren Funktion wird erläutert.
    • Die bis zum Ende des Siegerländer-Wieder Eisenerzabbau praktizierte Methode des maschinenbetriebenen Bohrens und Sprengens wird bei Befahrungen realitätsnah vorgeführt und mit der ehemaligen „Schlägel- und Eisenarbeit“ verglichen.
    • Der für die Sprengung notwendige Zubehör ist ebenfalls zu sehen und wird erläutert.
    • Abbaustellen (kurz: Abbaue) können befahren werden.

Definitionen

  1. Als „Abbau“ werden alle mechanisch ausgeführten Gewinnungsarbeiten bezeichnet, die zum Herauslösen der Erze aus der kompakten Gebirgsmasse dienen. Diese Tätigkeit wird „abbauen“ genannt.
  2. Jeder Arbeitsplatz unter und über Tage, der zur Gewinnung der Erze eingerichtet ist, wird als „Abbau“ bezeichnet.

Unterrichtsziele

  1. Die Schüler sollen die unterschiedlichen bergmännischen Werkzeuge (Gezähestücke), die dem Erzabbau dienten, kennen lernen, benennen können und deren Funktion erklären können.
  2. Die Schüler sollen die wichtigsten Abbaumethoden kennen lernen.
  3. Die Schüler sollen erkennen, dass die Abbautätigkeit des Bergmannes trotz fortschreitender Mechanisierung schwer und gefährlich war.
  4. Unabhängig von Schulart und Klassenstufe sollte den Schülern mit der Schilderung der Schwere der Abbauarbeit ein Zugang zur sozialen Situation der Bergleute in früheren Zeiten (Leistungslohn) geboten werden.

Methodische Hinweise

  • In der Unterrichtseinheit „Abbau der Erze“ ist besonderer Wert auf Anschauung zu legen. Dazu leistet eine Befahrung der Grube Bindweide beste Dienste. Als ergänzend im vor- oder nachbereitenden Unterricht wird ein Besuch des Bergbaumuseums des Landkreises Altenkirchen in Herdorf-Sassenroth empfohlen. (Gezähestücke als Exponate/Vorführung von Abbau-methoden/ Schemazeichnungen zu unterschiedlichen Abbaumethoden).
  • An Schulen in der Nähe ehemaliger Grubenstandorte im Siegerländer-Wieder Bezirk kann der Versuch unternommen werden, bei Familien mit Bergbautradition nach erhalten gebliebenen Gezähestücken zu forschen; ebenso bei Dorfmuseen.
  • Die Behandlung des Einzelthemas „Abbau der Erze“ kann im Fächer übergreifenden Unterricht vertieft werden: Zeichnen und beschriften der Gezähestücke; Literatur: Gedichte, Prosatexte suchen; Bergmannslieder; Wirtschaftsgeografie: Anlegen einer Karte mit Grubenstandorten im Siegerland und im Kreis Altenkirchen; …)
  • Das Emblem des Bergbaus, „Schlägel und (Berg-)Eisen“ gekreuzt, kann von allen Schülern als kennzeichnend für eine „Arbeitsmappe Bergbau“ gestaltet werden.
  • Bei Grundschulklassen sollte sich auf die Behandlung der Abbaumethode mit Schlägel und Bergeisen sowie auf das Maschinenbohren mit anschließendem Sprengen beschränkt werden. Höhere Klassen der Sek.-Stufe I und der gymnasialen Oberstufe können sich detailliert mit weiteren Abbaumethoden im Siegerländer-Wieder Eisenerzbergbau beschäftigen.
  • Zur näheren Erkundung und Betrachtung der Schwere der Abbautätigkeit und der Unfallgefahr (Silikose, Sprengunfälle, hereinbrechendes Gestein, …) für als Hauer tätige Bergleute empfiehlt sich Schülerselbsttätigkeit in höheren Klassen (Bergbaumuseum AK, Literaturrecherche in Heimatjahrbüchern; Erstellen von Facharbeiten, …).
  • Den Schülern soll verdeutlicht werden, dass Erschließungsarbeiten (Abteufen des Schachtes, Anlage von Sohlen, Schaffung von „Rollen“ und Überbrüchen in gleicher Weise vor sich gingen wie der eigentliche Erzabbau.
  • Die Steigerung der Abbauleistungen in Folge des technischen Fortschritts kann von gymnasialen Klassen der Oberstufe ermittelt werden.

Didaktische Hinweise

An Hand der vorliegenden Arbeitsmaterialien und der bei einer Grubenbefahrung gewonnenen Anschauung können die Schüler ausreichende Kenntnis über die Abbauarbeit gewinnen. Die Lehrperson entscheidet je nach Schulart und Klassenstufe über die Auswahl der Unterrichtsmaterialien, die zur Projektion oder als Kopie Verwendung finden. Alle Materialien eignen sich zur Projektion oder als Kopie für die Schülerarbeitsmappe „Eisenerzbergbau“.

Materialien

Die folgend aufgeführten Materialien können einzeln abgespeichert und im Unterricht verwendet werden. Alternativ kann die Gesamtmappe Abbau der Erze im PDF Format heruntergeladen werden.

AM 4.1 Bergmann mit Schägel und Bergeiesen

Agricola (in: 12 Bücher des Bergbaus, 1554) zeigt in einem Holzschnitt die klassische (historische) Art des Erzabbaus mit Schlägel und Bergeisen. Der dabei notwendige körperliche Einsatz hat zur Berufsbezeichnung des im Abbau tätigen Bergmanns, des „Hauers“, geführt, die sich bis in die Gegenwart trotz Einsatz hoch technisierter Gerätschaften erhalten hat. Mit der Einführung des Schwarzpulvers als Sprengmittel behielt der Schlägel weiterhin seine Bedeutung: Die Sprenglöcher, im Durchschnitt 40 bis 60 cm lang, wurden mit Hilfe des Schlägels, des Langmeißels und des „Kratzers“ gehauen. Viele tausend Schläge auf den Bohrmeißel waren erforderlich, um ein einziges Bohrloch zu hauen. (Der Bergmann jüngerer Zeit benutzt nicht mehr Schlägel und Eisen; er bohrt maschinell und „besetzt“ die Bohrlöcher mit hoch wirksamen Sprengmitteln.)

AM 4.2 Gedingehauer

Prof. Heuchler (1867) stellt in einer Federzeichnung romantisierend die Abbau- und Vortriebsarbeit dar. Die Darstellung eignet sich u. a. auch zur Verdeutlichung des im Siegerland und Wieder Bezirk üblichen Gangerzbergbaus. (Die Erzgänge sind deutlich sichtbar dargestellt.)
Die Schüler können durch Bildbetrachtung und -beschreibung den Abbauvorgang selbst näher erläutern. (Meth. Hinweis: Du bist dieser Bergmann. Berichte von deiner Arbeit!)

AM 4.2

AM 4.3.1 Gezähe

Zeichnerische Darstellung der Werkzeuge (Gezähe) des Bergmanns (in: Heupel, Karl: Mein erstes Bergbaubuch; Wilnsdorf 1995) AM 4.3.1

AM 4.3.2 Gezähefunde aus dem Ölbergstollen im Grenzbachtal

2006 fanden sich bei einer Befahrung des Ölbergstollens 13 Gezähestücke, die in ihrer Gesamtheit die Werkzeuge eines Bergmanns vor mehr als 150 Jahren dokumentieren, als die Technik noch keinen Einzug in die Gruben gehalten hatte.

AM 4.3.2

AM 4.4 Bergmann im Abbau

Ein Kupferstich von Hermann Kätelhön (1921) verdeutlicht die schwere Abbauarbeit mit der Keilhacke. Als Gezähestück kam die Keilhacke nur bei lockerem (bergmännisch: „gebrächem“) Erz oder Gestein zum Einsatz, auch bei Erzabbau in den „Pingen“.

AM 4.4

AM 4.5 Arbeit mit Bohrmaschinen vor Ort

Das Peter Weller-Foto „Arbeit mit der Bohrmaschine vor Ort“ zeigt Hauer in einer Siegerländer Eisenerzgrube. Zwei mit Druckluft betriebene „Bohrhämmer“ sind in unterschiedlicher Höhe an einer Bohrsäule beweglich befestigt. Der „Vortrieb“ der Bohrer in das Erz oder taube Gestein erfolgt mit einer Handkurbel. Die Bohrhämmer sind mit Druckluftschläuchen verbunden; Wasserzufuhr bis in die Bohrkronen gibt es noch nicht, so dass die Gefahr der „Silikose“, der typischen Bergmannskrankheit (= Staublunge) besteht. (Schülerselbsttätigkeit: Recherche zum Begriff „Silikose“).
Hinweis: Den Schülern sollte vermittelt werden, dass Abbauarbeit mit Hilfe des durch Druckluft betriebenen Bohrhammers erst mit der Einführung der Dampfmaschine auf den Gruben möglich war.

AM 4.5

AM 4.6 Arbeit mit Bohrmaschinen vor Ort 2

In kindgerechter Art stellt Karl Heupel die mit Hilfe von Druckluft ausgeführte Bohrarbeit zeichnerisch dar. Auch hier fehlt noch die Wasserzufuhr bis zur Bohrkrone, mit deren Hilfe Bohrstäube vermieden werden könnten. (Meth. Hinweis: Die Zeichnung kannn zur bildlichen Eigengestaltung der Bohrarbeit durch Grundschulkinder anregen; oder: die Zeichnung kann als Ausmalbild benutzt werden.)

AM 4.6

AM 4.7 Arbeit mit Bohrmaschinen vor Ort 3

Das Foto zeigt zwei Hauer in Teamarbeit: Der Bohrhammer liegt auf einer mit Druckluft betriebenen Bohrsäule, so dass der Bergmann eine geringere körperliche Arbeit leisten muss. Der zweite Hauer setzt den Bohrer an. Aus der Länge des Bohrers (2 m) lässt sich schließen, wie ergiebig die Sprengung sein wird. Der Bohrhammer besitzt eine Wasserzufuhr, womit die Entstehung von Bohrstaub vermieden wird. (Quelle: Ein Bergmann will ich werden; Erzbergbau Siegerland AG)

AM 4.7

AM 4.8 Arbeit mit Bohrmaschinen vor Ort 4

Das Foto zeigt den 18-jährigen Hauer Werner Kröll als Hauer auf Grube Georg, Willroth. (Foto: Manfred Herrmann, Heupelzen)

AM 4.8

AM 4.9 Strossenbaudoc

Zeichnerisch hält Karl Heupel die alte Methode des „Strossenbaus“ beim Vortrieb und Erzabbaus fest. Auffällig sind der treppenförmige Vortrieb und entsprechend der Abbau. Die Zeichnung eignet sich besonders für Grundschulklassen.

AM 4.9

AM 4.10 Firstenstoßbau

Das Material stellt den bis zum Ende des Siegerländer-Wieder Eisenerzbergbau hauptsächlich betriebenen „Firstenstoßbau“ in einer Schemazeichnung dar. Der Abbau geschieht von unten nach oben. Dies hat den Vorteil der leichteren Abförderung des tauben Gesteins („Berge“) und der Erze. Durch so genannte „Rollen“ wird das Erz zur nächst niederen Sohle abgestürzt und von dort zum Förderschacht transportiert. Hinweis: Zur Abbautätigkeit in „Pingen“: Siehe Kapitel „Das Aufsuchen der Erze“.

AM 4.10