Lehrmaterial: Das Geleucht des Bergmanns

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Vorbemerkungen

Im Rahmen der Unterrichtseinheit „Bergbau an Sieg und Wied“ sollte nicht darauf verzichtet werden, die Schüler mit dem „Bergmannsgeleucht“ vertraut zu machen.
Auf Grube Bindweide wurden nur zwei Arten von Grubenlampen verwendet:

  • der Siegerländer Frosch
  • und die Karbidlampe.

Aus Zeitgründen wird es nicht möglich sein, sich im Unterricht mit anderem bergmännischem Geleucht zu befassen.

Methodische Hinweise

  • Bei einer Befahrung der Grube können die Schüler auf Wunsch die völlige Dunkelheit unter Tage erleben. Auch, unter welch eingeschränkten Lichtverhältnissen die Bergleute ihre Arbeit verrichten mussten.
  • Es empfiehlt sich, die bei Führungen Tätigen darum zu bitten, dass sie die sehr unterschiedliche Lichtausbeute der „Siegerländer Froschlampe“ und der Karbidlampe unter Tage demonstrieren. (Etwa 10 x größere Lichtausbeute bei der Karbidlampe im Vergleich zur Froschlampe)
  • An Schulen im Umkreis ehemaliger Eisenerzgruben im Siegerländer und Wieder Bezirk sollten die Schüler aufgefordert werden, nach noch vorhandenen Grubenlampen zu forschen. Durch direkte Anschauung kann die Bauweise der Lampen im Unterricht erkundet werden und so deren Funktion leichter verstanden werden. (Siehe auch: Arbeitsmaterialen)
  • Nach einer Grubenbefahrung kann im nachbereitenden Unterricht erarbeitet werden, welche Aufgaben das „Geleucht“ des Bergmanns zu erfüllen hat:
    • Ausleuchtung des Arbeitsplatzes,
    • Begleiter bei der Ein- und Ausfahrt,
    • Warnung vor Gefahren,
    • selbst gesehen werden können,
    • früher: Begleiter auf dem Weg zur Grube und nach Hause,
    • Warnung vor „schlechten Wettern“ (in Kohlengruben).
  • Im naturwissenschaftlichen Unterricht (Sachkunde der GS, Physik /Chemie in der Sek. Stufe I) können Bau und Funktionsweise der beiden auf Grube Bindweide benutzten Lampen untersucht werden.
  • So wie Schlägel und Bergeisen die Arbeit des Bergmanns symbolisieren, so steht das Geleucht als Symbol für die von Natur aus dunkle Arbeitswelt unter Tage. Es empfiehlt sich für die Lehrperson, Ausschau nach Textmaterial zu halten, aus dem die Bedeutung des Geleuchts für den Bergmann ersichtlich wird. (Siehe Literaturhinweise)
  • Auf die in den heimischen Gruben ab 1950 eingeführte Akku-Lampe sollte wenigstens hingewiesen werden, obwohl sie bei der Grube Bindweide keine Verwendung fand. Sie verdrängte mehr und mehr die Karbidlampe, die jedoch bis zum Ende des Eisenerzbergbaus in der Region (1965) beibehalten wurde. (Vorteile der Akkulampe gegenüber den herkömmlichen Lampen heraus stellen!)

Didaktische Hinweise

  1. Das Interesse der Schüler für das bergmännische Geleucht kann bei den Schülern aller Schularten und Klassenstufen durch die etwas seltsam anmutende Bezeichnung „Froschlampe“ geweckt werden. (Meth. Hinweis: „Viele Frösche ehemals in den Gruben?“; „Warum heißt diese Grubenlampe „Froschlampe“? Hilfreich zur Beantwortung dieser Frage wäre das Vorzeigen einer solchen Lampe im vorbereitenden Unterricht. Warum „Siegerländer Froschlampe“? Hinweise:
    1. Die Firma E. Reusch, Daaden, fertigte Froschlampen, später auch Karbidlampen.
    2. Froschlampen stellen eine Weiterentwicklung alter keramischer Öllampen dar.
    3. Sie wurden in vielen Bergbaurevieren benutzt und sind keineswegs typisch allein für den Siegerländer Erzbergbau.
    4. Noch vor wenigen Jahren hat ein Steinebacher Schlosser Froschlampen nachgebaut. (Bei Grubenbefahrungen danach fragen!)
  2. Karbid als Erzeugnis der chemischen Industrie findet heute nur noch wenig Verwendung. Als die heimischen Gruben noch in Betrieb standen, kannte jeder Karbid (Karbidlampen als Ersatz für den manchmal ausbleibenden elektr. Strom).
  3. Schüler der gymnasialen Oberstufe können sich durch Eigenarbeit mit der Erfindung des Karbids vertraut machen. (1836: Friedrich Wöhler in Deutschland; 1862: Pierre Berthelot in Frankreich); Verwendung in der Industrie ab 1895; Einführung der Karbidlampe im Siegerländer und Wieder Bezirk ab 1900.
  4. Im Fachbereich Chemie (evtl.- Leistungsfach: Herstellung von Carbid und daraus Erzeugung von Acethylengas) Formeln erkunden durch Schülerarbeit.

Materialien

Die folgend aufgeführten Materialien können einzeln abgespeichert und im Unterricht verwendet werden. Alternativ kann die Gesamtmappe "Das Geleucht des Bergmanns im PDF Format heruntergeladen werden.


AM 7.1 Das Geleucht des Bergmanns

Die von Karl Heupel gefertigten Zeichnungen der auf Grube Bindweide verwendeten Frosch- und Karbidlampe sind für alle Schularten und Klassenstufen geeignet, die Bauteile der Lampe und die Art der Lichterzeugung zu erklären.
Bauteile:

  1. Froschlampe: Lampentopf; Einfüllöffnung für Öl Tierfett oder „Unschlitt“; Docht; Dochtpinzette oder –nadel; Tragebügel; Haken, Schild.
  2. Karbidlampe: Karbidtopf; Wassertank; Reflektor, Brenner; Wasserregulierungsschraube; Einfüllöffnung für Wasser mit Schraubverschluss; Tragebügel, Haken.
  3. Akkulampe: Akku (aufladbar), Schnallen für Tragegürtel, Kabel zur Kopflampe, Kopflampe mit Glühbirne, Reflektor und Befestigungsvorrichtung am Helm. Die Verwendung der Akkulampe setzt das Tragen eines Helmes voraus, der eine Vorrichtung zum Einklemmen der Kopflampe besitzt.

Hinweis: Der Begriff „Akku“ ist für Schüler geläufig, so dass sich die Funktion der Akkulampe für Schüler selbst erklärt.) Karl Heupel legt Wert darauf, dass die Bergleute oft ihre Lampe mit ihren Initialen kennzeichneten.


AM 7.1.1 Bergleute bei der Einfahrt

Auf der Abbildung sind die Bauteile einer „Froschlampe“ dargestellt.


AM 7.1.2 Bergleute bei der Einfahrt

Auf der Abbildung sind die Bauteile einer „Karbidlampe“ dargestellt.


AM 7.2 Bergleute bei der Einfahrt

Ein Peter-Weller-Foto zeigt Bergleute bei der „Einfahrt“ in den Tiefen Stollen der Grube Bindweide. Die Froschlampe ist nicht mehr im Gebrauch, stattdessen die Karbidlampe. Nachdem durch Öffnen der Regulierschraube Wasser in den Karbidtopf fließen kann, wird Acethylengas erzeugt, das durch den „Brenner“ dosierbar, je nach Wassermenge, entweicht. So ist es möglich, dass von einer brennenden Lampe das Feuer auf weitere überspringen kann. (siehe Foto)


AM 7.3 Bergleute bei der Ausfahrt am Füllort

Ein Peter-Weller-Foto zeigt Bergleute am Füllort einer Grube. Sie „fahren“ nach Beendigung der Schicht „aus“. Ihre Karbidlampen brennen nicht mehr. In der s. g. „Lampenbude“ der Grube wurden sie für die nächste Schicht neu mit Wasser und Karbid befüllt.


AM 7.4 Einsatz der Froschlampe im Strossenbau

Eine Federzeichnung aus dem „Jahrbuch für Berg- und Hüttenleute“ (Siegen, Jahrgang 1808) zeigt Bergleute bei der Abbauarbeit (s. g. „Strossenbau“). Jeder hat seinen Arbeitsplatz mit einer Froschlampe ausgeleuchtet. Der Steiger, der die „Befahrung“ durchführt, trägt ebenfalls eine Froschlampe.


AM 7.5 Geleucht auf der Grube Bindweide

Fotos (A. Schäfer)

  1. Froschlampe
  2. Karbidlampe