Lehrmaterial: Die Förderung der Erze

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Vorbermerkungen

Dem Abbau der Erze folgt als nächster Schritt deren Wegförderung vom Ort der Gewinnung, um sie der so genannten „Aufbereitung“ zuzuführen. Die Umlagerung von taubem Gestein („Berge“ genannt), das beim Abbau und bei der Aufbereitung anfällt, an andere Arbeitspunkte im Bergwerk wird ebenfalls als Förderung bezeichnet.
Förderarbeit wurde sowohl dem ausgebildeten „Hauer“ wie dem „Berglehrling“ zugeteilt. Ein eigenes Berufsbild des „Förderers“ hat es nicht gegeben, wenn auch in den Schichtenbüchern Bergleute als "Förderer" angegeben wurden.

Definitionen

  • Als Förderung werden alle Arbeitsgänge bezeichnet, die der Zuführung der abgebauten Rohstoffe zur weiteren Verarbeitung (Aufbereitung) bzw. zur weiteren Verwendung tauben Materials im Bergwerk dienen.
  • Moderne Fördereinrichtungen durch Seilfahrt dienen neben der Materialförderung auch der Personenförderung nach unter und über Tage.
  • Die Wasserhaltung eines Bergwerks kann auch in den Begriff der Förderung mit einbezogen werden, hat aber eigene technische Einrichtungen.

Methodische Hinweise

Im vorbereitenden Unterricht vor einer Exkursion zur Grube Bondweide haben die Schüler Kenntnisse über

  • die geologischen Gegebenheiten der Erzlagerstätten,
  • über das Aufsuchen der Erzvorkommen,
  • über deren Erschließung
  • und über die Abbaumethoden erhalten.


Um das Interesse am nachfolgenden Einzelthema „Förderung“ zu wecken, kann auf unterschiedliche Weise vorgegangen werden:

  • Hinweis auf (noch erhaltene) Fördertürme:
    • beim Bergbaumuseum Sassenroth,
    • auf Grube Georg in Willroth;
    • auf den neu errichteten Förderturm auf der Steinebacher Höhe im Grubenfeld Bindweide. Fragestellung: Wozu dienten diese Türme?
  • Das Interesse an der Förderung kann insbesondere in GS-Klassen dadurch geweckt werden, dass die Lehrperson darauf hinweist, dass in manchen Gruben Pferde gebraucht wurden. Wozu?
  • Statistisches Material zu den Teufen verschiedener Gruben des Siegerländer-Wieder Spateisensteinbezirks kann als Herausforderung der Schüler zur Beantwortung der Frage genutzt werden, wie die z. T. enormen Mengen an Fördergut zu Tage gebracht wurden. Älteren Schülern, etwa der gymnasialen Oberstufe, kann an Hand der Förderung der Eisenerze aus großen Teufen einsichtig dargelegt werden, dass die Gruben des Siegerländer-Wieder Spateisensteinbezirks alleine schon wegen der enormen Förderkosten gegenüber den Erzanbietern mit Tagebaubetrieb auf dem Weltmarkt auf die Dauer nicht konkurrenzfähig sein konnten. (Siehe dazu: Statistischer Anhang).
  • Exemplarisch kann die fotografische Wiedergabe einer Fördermethode den Schülern vorgelegt werden als Anreiz oder mit der Aufforderung, den gezeigten Arbeitsvorgang zu beschreiben, um anschließend andere Fördereinrichtungen zu nennen und zu erläutern.
  • Schülern höherer Klassen können wesentliche, zum Begriff „Förderung“ gehörende Begriffe vorgelegt werden mit der Aufforderung, dazu eigene Recherche zu betreiben.
    (Förderturm, Fördermaschine, Förderseil, Förderkorb, Förderquantum, Horizontalförderung, Vertikalförderung, Förderrolle, Förderstollen, Förderstrecke u. a).
  • Im arbeitsteiligen Unterricht kann eine Schülergruppen bei Exkursionen zur Grube Bind-weide oder / und zum Bergbaumuseum des Landkreises Altenkirchen in Herdorf-Sassenroth damit beauftragt werden, Einrichtungen der Förderung eigens zu erkunden.
  • Das reichhaltig zum Einzelthema „Förderung“ zur Verfügung stehende Bildmaterial sollte unter Berücksichtigung der jeweiligen Klassenstufe auf seine Verwendbarkeit ausgewählt werden.
  • Für GS-Klassen mag ausgewähltes Bildmaterial ohne allzu umfangreiche Erläuterungen ausreichend sein. (Vgl. didaktischer Hinweis zu Material von K. Heupel.)
  • Höhere Klassenstufen können aufgefordert werden, ähnlich wie bei den Abbaumethoden, den technischen Fortschritt bei den Fördereinrichtungen heraus zu stellen.
  • Allen Klassenstufen kann auch beim Einzelthema „Förderung“ vermittelt werden, wie schwer bergmännische Arbeit war. Auf die hohe Verantwortung der in der Förderung tätigen Personen sollte ebenfalls hingewiesen werden (Beispiel: Fördermaschinist). Die bei der Förderung gegebene Unfallträchtigkeit sollte ebenfalls nicht unerwähnt bleiben (z. B. bei der Rollenförderung). Hinweis: Fördervorschriften beim Bergbaumuseum AK erfragen!
  • Alle Darstellungen zur Förderung (Fotos, Schemazeichnungen) eignen sich zur Projektion im Klassenraum sowie nach Auswahl zur Vervollständigung der schülereigenen „Arbeitsmappe Bergbau“.

Didaktische Hinweise

Im vorbereitenden Unterricht kann (vielleicht) aus Zeitgründen das zum Einzelthema „Förderung“ zur Verfügung stehende Bildmaterial nicht vollständig behandelt werden. Als Hilfe zur Auswahl können die nachstehenden Erläuterungen dienen. Vor allem sollen sie die Komplexität des Bereiches „Förderung“ verdeutlichen.

Materialien

Die folgend aufgeführten Materialien können einzeln abgespeichert und im Unterricht verwendet werden. Alternativ kann die Gesamtmappe "Förderung der Erze" im PDF Format heruntergeladen werden.


AM 5.1.1 Bergleute mit Fülltrog

Ein Holzschnitt (aus Agricola: 12 Bücher vom Berg- und Hüttenwesen; 1556) zeigt, wie Bergleute mit einem Tülltrog Erz aus einer Pinge heraus transportiert haben. b) Im „Schwazer Bergbuch“ (1554) wird in einem Gemälde dargestellt, wie ein Bergmann Erze in verschiedenen Fülltrögen dem Bergmeister präsentiert. In beiden Darstellungen wird auch die „Kratze“ dargestellt, mit deren Hilfe die Tröge leichter befüllt werden können.

AM 5.1.2 Bergmann und Bergmeister

Das Foto zeigt drei Hilfsmittel zur Förderung: den Fülltrog, die Kratze und die aus Basaltsteinen gemauerte „Rolle“. Die Bergleute waren angewiesen, selbst die kleinsten Stücke Eisenerz der Förderung zuzuführen. Dazu diente der Fülltrog. Der volle Fülltrog wurde in den Grubenwagen oder direkt in die „Rolle“ ausgekippt. Die Rolle leitete das Erz zur unteren Sohle, von der aus es zum Schacht transportiert wurde.
Bildquelle: Josef Hoffmann: Der ewige Bergmann; 1950


AM 5.2 Kratze und Fülltrog neben einer Rolle

Der aus Basaltsteinen gemauerte runde Schacht, die “Rolle”, führte auf die darunter liegende Sohle. Die Bergleute zogen das Eisenerz mit der Kratze in die Rolle. Sie waren angewiesen, selbst kleinste Erzbrocken der Förderung zuzuführen. Dazu diente der Fülltrog.
Foto aus: Josef Hoffmann: Der ewige Bergmann. 1950


AM 5.3 Eisenerzförderung früher und heute

Karl Heupel stellt in kindgemäßen Skizzen unterschiedliche Fördermethoden dar:

  • Arbeit mit dem Fülltrog
  • Förderung mit der Laufkarre
  • Haspelförderung
  • die Grubenbahn.
  • Die Schachtförderung wird angedeutet.

Die Verwendung dieser Darstellungen wird für Grundschulklassen empfohlen.
Quelle: Karl Heupel: Mein erstes Bergbaubuch; Wilnsdorf 1995.


AM 5.4 Arbeiten vor Ort mit Kratzen und Schubkarren

Ein Peter Weller-Foto zeigt den mühsamen Erztransport in einer Siegerländer Eisenerzgrube mit der Schubkarre. Zur Erleichterung seiner Arbeit hat der Förderer die Strecke zwischen dem Abbau und einer Förderrolle mit einer Bohlenbahn ausgelegt.


AM 5.5 Hölzerner Förderwagen (Hunt)

Das Material zeigt den Nachbau eines hölzernen Förderwagens mit Eisenbeschlag als Exponat im Bergbaumuseum AK in Herdorf-Sassenroth. Achsen und Laufräder sind aus Holz gefertigt und verursachen beim Erztransport ein dem Jaulen eines Hundes ähnliches Geräusch. Die Benennung eines Förderwagens als „Hund“ (auch „Hunt“) wird davon abgeleitet. Die entsprechende Vorführung im Bergbaumuseum in Herdorf-Sassenroth ist geeignet, ein besonderes Interesse der Schüler an der Erzförderung zu wecken.
(Methodischer Hinweis: Frage an die Schüler: Warum nennt man den Grubenwagen „Hund“?) Anmerkung: Ein Spurnagel am vorderen Wagenboden, der zwischen den Bohlen der hölzernen Förderbahn pendelt, verhindert ein Abrutschen des schwer beladenen Förderwagens von der Bohlenbahn.


AM 5.6 Förderknechte mit Förderwagen

Eine Federzeichnung von Prof. Heuchler aus dem Jahr 1867 zeigt, wie so genannte „Förderknechte“ einen hoch beladenen Förderwagen bewegen. Fest verlegte Schienen und die gusseisernen Räder des Förderwagens erleichtern die Arbeit. Der Wagen kann an den Kopfenden geöffnet werden. Ein mühsames Kippen des Wagens ist nicht mehr erforderlich.


AM 5.7 Beladen eines Förderwagens vor Ort

Ein P. Weller-Foto zeigt das Beladen eines vergleichbaren Förderwagens unmittelbar an einer Abbaustelle. Grobe Erzstücke sind von Hand einzeln in den Wagen gehoben worden, kleinere werden mit dem Fülltrog dorthin ausgeschüttet. Während ein Hauer einen neuen „Abschlag“ durch das Anbringen von Sprenglöchern vorbereitet, zerschlägt ein dritter großformatige Erzstücke mit dem Vorschlaghammer, um sie stückweise verladen zu können.


AM 5.8 Bergmann mit Förderwagen

Ein weiteres P. Weller-Foto zeigt, wie ein Bergmann einen Förderwagen in eine „Förderrolle“ auskippt. Vorschriftsmäßig ist die Rollenöffnung durch quer gelegte Hölzer zur Unfallvermeidung überdeckt, um das Hineinfallen des Förderers zu vermeiden.


AM 5.9 Abziehen von Erz aus einer Förderrolle

Ein Förderer befüllt einen Grubenwagen mit Eisenerz aus einer „Förderrolle“. Die „Kratze“ ist ihm dabei eine gute Hilfe. Die aneinander gekuppelten Wagen lassen darauf schließen, dass diese von einem Grubenpferd oder durch eine Grubenlok zum Förderschacht gezogen werden.
Methodischer Hinweis: Schüler höherer Klassen können sich mit den unterschiedlichen Arten der Grubenloks befassen: Akkuloks, Loks mit Stromoberleitung. (Exponate auf Grube Bindweide).


AM 5.10 Schema Förderrolle und Fahrrolle

Eine Schemazeichnung verdeutlicht das Abfördern der Erze aus mehreren Abbauen durch Förderrollen auf die darunter liegende Sohle. Die Zeichnung lässt eine deutliche Unterscheidung zwischen „Förder- und Fahrrolle“ zu. In die „Fahrrolle“ sind Leitern, bergmännisch „Fahrten“, eingestellt, über die die Hauer zu den Abbauen gelangen.
Quelle: G. Schmoll: Kurzgefasste Darstellung des Erzbergbaus im Siegerland; Betzdorf,1957.
Methodischer Hinweis: Die Schemazeichnung ist geeignet, plausibel dazustellen, dass s. g. „hängende (= verstopfte) Rollen“ unter größter Gefahr für die Bergleute durch Sprengung wieder„gängig“ gemacht werden mussten. vgl. Literaturhinweis: Schäfer, A., Lebensrettende Erfindung für den Bergmann. in: Heimatjahrbuch Kreis Altenkirchen Jg. 2000 S. 164ff


AM 5.11 Erztransport mit dem Grubenpferd

Ein P. Weller-Foto zeigt die auf den Siegerländer Eisenerzgruben bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts noch übliche Förderung mit Grubenpferden. Mehrere aneinander gekoppelte Grubenwagen werden von einem Pferd zum Schacht gezogen. Am „Füllort“ werden sie auf den Förderkorb aufgeschoben und dann zu Tage gebracht.
Das Foto eignet sich dazu, die Begriffe „Horizontal- und Vertikalförderung“ zu erläutern. Am Füllort geht die horizontale Förderung in die vertikale über (vgl.: Grubenschema einer Siegerländer Eisenerzgrube AM 3.14.). Förderung mit Hilfe von Pferden ist von den Gruben im Wieder Bezirk nicht bekannt.
Hinweis: Bei der Befahrung des Reinhold-Forster-Erbstollens (Siegen-Eiserfeld) kann der Stall der Grubenpferde noch besichtigt werden.
Quelle: H. G. Koch: Glanz aus der Tiefe; Siegen 1990.


AM 5.12 Erztransport mit Grubenlok

P. Weller zeigt in diesem Foto eine technisierte Form der Erzförderung. Das durch Sprengung gewonnene „Haufwerk“ wird unmittelbar am Abbauort mit einer Kratze auf eine trogförmige Schüttelrutsche gezogen. Diese ist mit Gefälle bis zur Öffnung einer „Förderrolle“ angelegt. Ein Motor bewegt die Rutsche in schnellem Takt hin und her, sodass die Erzstücke in Richtung der „Rolle“ rutschen und in dieser bis zur unteren Sohle herabstürzen.
(Methodischer Hinweis: Vgl. Schemazeichnung AM 10)
Anmerkung: Als erste Grube des Wieder Bezirks war die Grube Silberwiese (Oberlahr) schon 1920 mit Schüttelrutschen ausgestattet.


AM 5.13 Erzförderung am Füllort

Ein P. Weller-Foto zeigt das Aufschienen eines Grubenwagens auf den Förderkorb. Der Fördermaschinist hat den Korb höhengenau bis zur Förderstrecke herab gelassen, sodass der Grubenwagen von den auf der Strecke verlegten Schienen ohne Niveauunterschied auf die Schienen im Förderkorb geschoben werden kann.


AM 5.14 Personenförderung am Füllort

Am Füllort einer anderen Siegerländer Grube hat P. Weller die Personenförderung fotografiert. Die Förderkörbe dienten sowohl der Personen- wie auch der Lastenförderung. Beide Förderungen wurden insgesamt als „Seilförderung“ bezeichnet.
Das Foto zeigt einen mehretagigen Förderkorb, wie er auf moderneren Gruben üblich war.
Methodischer Hinweis: Erläuterung: Vom „Füllort“ aus wird der Förderkorb beladen.


AM 5.15 Erzförderung mit dem Schrapper

Das Material zeigt die leistungsfähigste Fördereinrichtung auf Siegerländer- Wieder Eisensteingruben, den „Schrapper“. Der Schrapperlöffel kann mit Hilfe von Seilzügen, von starken Elektromotoren in Gang gesetzt, das Eisenerz in großen Mengen unmittelbar von der Abbaustelle in Richtung der offenen Förderrolle ziehen und in diese hinein stürzen lassen. Zur Bedienung der Maschine ist nur ein Mann erforderlich.
Anmerkung: Bereits 1920 wurde auf Grube Silberwiese (Oberlahr) Schrapperförderung praktiziert.
Das Foto (H. D. Gleichmann) wurde in einem nachgebauten Abbau im Bergbaumuseum des Landkreises Altenkirchen (Herdorf-Sassenroth) aufgenommen.
(Siehe auch: Exponat im Bergbaumuseum des Landkreises Altenkirchen, Herdorf-Sassenroth)


AM 5.16 Maschinist

Das P. Weller-Foto verdeutlicht die verantwortungsvolle Arbeit des Fördermaschinisten einer Siegerländer Eisenerzgrube. Der Maschinist bedient von seinem Arbeitsplatz aus die Fördermaschine, die über einen starken E-Motor verfügt. Die ersten Fördermaschinen wurden mit Dampfkraft betrieben.
Der Maschinist hat ständig den „Teufenanzeiger“ im Blick, an dem er ablesen kann, wo sich die Förderkörbe jeweils befinden. Die notwendige Verständigung mit dem Maschinisten erfolgte vom „Füllort“ aus, früher durch Sprachrohre, später telefonisch oder durch Funk. Der „Anschläger“ am „Füllort“ einer Sohle war dafür verantwortlich, dem Maschinisten das richtige Signal zur Seilfahrt mit der „Anschlagglocke“ zu geben. Die riesige Seiltrommel deutet an, dass die Grube eine enorme Teufe besitzt. Markierungen auf dem Seil zeigten ebenfalls die Sohlen an. Je nach Teufe der Gruben besaßen die Förderseile eine Länge bis über 2 km und aus Sicherheitsgründen eine Dicke von bis zu 6cm. Solche Seile bestanden aus bis zu 96 umeinander gewundenen Einzeldrähten.
Methodischer Hinweis: Die Führer bei Befahrungen der Grube Bindweide um die Vorführung der Anschlagglocke bitten!


AM 5.17 Ausgebaute Förderstrecke

Das Foto des Hauers Heinz Wallau zeigt eine mit Stahl ausgebaute Förderstrecke auf Grube Georg (Willroth). Die mit Doppelgeleis ausgelegte Strecke geht in ein „Teilungsstrecke“ über, so dass von mehreren Abbaupunkten das Erz dem Füllort am Schacht zugefördert werden konnte. Der aufwändige Ausbau der Strecke lässt auf die Ergiebigkeit der Abbaue schließen und verdeutlicht das Bemühen um Vermeidung von Grubenunfällen.