Tonabbau in Weltersburg
Tonabbau in Weltersburg | |
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Ton aus Weltersburg
Etwa ab 1900 erschloss sich für die bis dahin fast ausschließlich in der Landwirtschaft
arbeitende Dorfbevölkerung eine neue Erwerbsquelle. Man begann,
den noch heute für den Westerwald so bedeutenden Rohstoff Ton in
größerem Stil abzubauen. Wie die Arbeit in den Basaltsteinbrüchen wurde
auch die Arbeit in der Tongrube für manchen Landwirt zur Vollerwerbsarbeit.
Die kleine Landwirtschaft wurde, unterstützt von der Familie, zum
Nebenerwerb.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg eröffnete die Firma Martin & Pagenstecher
in der Weltersburger Gemarkung eine Tongrube, die sich unmittelbar am
Elbbach befand. Nach dem Krieg folgten die Firmen Stroher und Weiß, die
weiter westlich im Bereich der Nasswiesen des Elbbachs ebenfalls mit dem
Tonabbau begannen. Hinzu kamen Tongruben in der Guckheimer Gemarkung
auf der anderen Seite des Elbbachs. In diesen Gruben waren zeitweise
20 bis 30 Arbeiter aus Weltersburg und Guckheim beschäftigt.
Anfangs wurde der Ton noch händisch mit dem Spaten gestochen, auf
Loren verladen und über Feldbahngleise zu einer Laderampe an der Straße
Richtung Willmenrod gebracht. Eine zu Beginn der 1920er Jahre an der
Laderampe errichtete Dampfmaschine mit Seilwinde erleichterte den Transport
des Tons aus der Grube zur Verladung erheblich. Der Abtransport des
Tons zum Bahnhof Willmenrod erfolgte mit Pferdefuhrwerken. Nach einem
Zeitzeugenbericht hatte der Bahnhof Willmenrod „… in den Jahren 1908
bis 1913 mit die höchsten Einnahmen der Westerwaldstrecke zu verbuchen.
Hier wurde Ton in großen Mengen und allen Sorten angefahren. Oft war das
Verladegleis zu kurz für die erforderlichen Waggons“.
In den 1930er Jahren wurde die Dampfmaschine an der Verladerampe durch
eine Maschinenstation ersetzt, die eine Seilbahn antrieb und den Transport
mit Pferdefuhrwerken überflüssig machte. Der Ton wurde nun hoch über
den Elbbach und die angrenzende „Höll“ genannte Höhe bei Sainscheid
zum Verladebahnhof transportiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die
Seilbahn wieder abgebaut. Der Transport erfolgte nun mit LKW, die wesentlich
flexibler einsetzbar waren. Der Abbau wurde zunehmend mechanisiert
und modernisiert.
Im Jahr 2021 standen auf Weltersburger Gemarkung noch zwei Tongruben
unter Bergaufsicht: Die Grube „Gustav Moritz“, vormals Firma Martin & Pagenstecher,
gehört heute der Sibelco Deutschland
GmbH. Der Abbau ruht derzeit. Die davon
südwestlich gelegene Grube „Erna-Marie“ der
Fa. Alois Weiss GmbH & Co. KG ist zeitweise
in Betrieb. Auf Guckheimer Gemarkung fördert
die Grube „Franziska“ der Fa. Walderdorff‘sche
Tongruben & Herz GmbH & Co. weiterhin das
„weiße Gold des Westerwaldes“.