Grabungshaus (Stöffel-Park): Unterschied zwischen den Versionen

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==<span style="white-space:nowrap">Ein Meisterwerk</span> Ihrer Zeit==
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==<span style="white-space:nowrap">Tief unter dem</span> Basalt – eine verborgene Welt==
Die Erbacher Eisenbahnbrücke gilt als technisches Meisterwerk ihrer Zeit. Im Volksmund nannte man diese auch das „Westerwälder Weltwunder“. Sie wurde am 31. August 1911 nach nur sechs Monaten Bauzeit eingeweiht.<br>
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Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden erste Fossilien aus der „Blätterkohle“ am Stöffel bei Enspel entdeckt. Doch die Funde gerieten bald wieder in Vergessenheit. Erst in den
Da es an einheimischen Fachkräften mangelte, wurden beim Bau Arbeiter aus Italien, Polen und Kroatien eingesetzt. Die Brücke überspannt das Nistertal auf einer Länge von über 300 Metern und erreicht in ihrer Mitte eine Höhe von fast 40 Metern. Sie besteht aus elf Bögen, gestützt von zehn Pfeilern sowie zwei Endauflagern.<br>
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1980er Jahren stießen ortsansässige Schulkinder zufällig wieder auf die Fossillagerstätte.<br>
 
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Die Wahl der Trassenführung für die Eisenbahn wurde durch ungünstige geologische Bedingungen beeinflusst. Eine direkte Streckenführung entlang des rechten Nisterufers war daher nicht möglich. Die erhebliche Steigung von 1:30 stellte zudem eine Herausforderung für den Bahnverkehr dar.<br>
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Der kommerzielle Abbau des Basalts hier am Stöffel machte diese Fundstelle nun erreichbar. Somit bot sich eine außergewöhnliche Gelegenheit, in ein rund 25 Millionen Jahre altes Ökosystem des Oberoligozäns, eines Abschnitts des Tertiär-Zeitalters, „einzutauchen“.<br>
 
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Technisch bemerkenswert ist die Verwendung von Beton ohne Stahlarmierung. Diese Bauweise aus Stampfbeton wurde aufgrund der Verfügbarkeit von Sand und Splitt aus den nahegelegenen Basaltsteinbrüchen am Stöffel gewählt. Insgesamt wurden 15.000 Kubikmeter Beton benötigt.<br>
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Die Fossilien waren in den Ölschiefer-Ablagerungen eines ehemaligen Kratersees erhalten geblieben. Solche vulkanischen Seen, wie die Maare der Eifel, sind markante Landschaftsmerkmale und werden
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dort auch als die „Augen der Eifel“ bezeichnet. Bereits vor 25 Millionen Jahren waren diese mit Wasser gefüllt und bildeten ideale „Fossilfallen“. Abgestorbene Organismen aus dem See und seiner Umgebung sinken dabei auf den Grund und bleiben dort besonders gut erhalten. Das liegt daran, dass es in diesen
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relativ kleinen, tiefen und abgeschlossenen Seen kaum Strömungen gibt. Zudem entsteht oft ein sauerstoffarmer Bodenschlamm, der den Zerfall der Organismen verlangsamt.<br>
 
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Der Transport der Baumaterialien erfolgte per Feldbahn. Der Beton wurde teilweise mit Hilfe einer Seilwinde, betrieben von einem Pferd, an seinen Bestimmungsort gehoben. Ein weiteres technisches Highlight sind die schlanken Pfeiler. Diese wurden auf bis zu 11 Meter tiefen Fundamenten im sumpfigen Boden des Nistertales verankert, um Stabilität zu gewährleisten.<br>
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Nach etwa 220.000 Jahren seines Bestehens wurde der See durch einen Vulkanausbruch abrupt ausgelöscht. Die große Menge an Magma, die dabei austrat, begrub die Ablagerungen unter einer bis zu 100 Meter dicken Basaltschicht. Dieser natürliche Schutz bewahrte die Fossilien bis heute vor Verwitterung und Erosion.
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Von 1990 bis 2015 führten Wissenschaftler hier am Grabungshaus im Stöffel regelmäßige Ausgrabungen durch, um das damalige Ökosystem und die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Tieren und ihrer Umwelt möglichst genau zu erforschen.<br>
 
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1957 wurde die Brücke umfassend saniert. Dabei ersetzte man das marode Betongeländer durch ein Stahlgeländer. Zudem erhielt die Brücke eine Abdichtung aus Aluminiumfolie unter dem Gleisbett,
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Bei den Ausgrabungen wurde der Ölschiefer Schicht für Schichtabgetragen, mit Messern vorsichtig aufgespalten und jeder Fund, auch die kleinsten, genau dokumentiert. Bedeutende Stücke kamen in Wassereimern ins Labor, wo sie fachgerecht präpariert und konserviert wurden. Größere Fossilien wurden mit Gesteinssägen und Meißeln aus dem Sediment gelöst und in einem Block abtransportiert. Heute sind
um Erosionsschäden durch Sickerwasser zu verhindern.<br>
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manche davon, wie der auf dem nebenstehenden Foto zu sehende Kormoran, im Museum TERTIÄRUM im Stöffel-Park zu bewundern.<br>
 
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Als 1971 der Personenverkehr auf der Strecke nach Bad Marienberg eingestellt wurde, verlor die Brücke
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Ein Großteil des Steinbruchareals wird nach dem Abschluss des Basaltabbaus künftig unter Wasser stehen. Dadurch bleibt auch der fossilführende Ölschiefer langfristig erhalten. Möglicherweise können zukünftige Forschergenerationen mit neuen Analysemethoden weitere spannende Erkenntnisse über die Fossillagerstätte am Stöffel gewinnen.
ihre Bedeutung. Bis heute ist sie jedoch als beeindruckendes technisches Denkmal und wichtiges
 
Zeugnis der Eisenbahn- und Industriegeschichte des Westerwaldes erhalten geblieben.
 
  
 
[[Kategorie: GeoStation im GEOPARK Westerwald-Lahn-Taunus]]
 
[[Kategorie: GeoStation im GEOPARK Westerwald-Lahn-Taunus]]

Aktuelle Version vom 25. April 2025, 11:02 Uhr



Grabungshaus (Stöffel-Park)
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Tief unter dem Basalt – eine verborgene Welt

Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden erste Fossilien aus der „Blätterkohle“ am Stöffel bei Enspel entdeckt. Doch die Funde gerieten bald wieder in Vergessenheit. Erst in den 1980er Jahren stießen ortsansässige Schulkinder zufällig wieder auf die Fossillagerstätte.

Der kommerzielle Abbau des Basalts hier am Stöffel machte diese Fundstelle nun erreichbar. Somit bot sich eine außergewöhnliche Gelegenheit, in ein rund 25 Millionen Jahre altes Ökosystem des Oberoligozäns, eines Abschnitts des Tertiär-Zeitalters, „einzutauchen“.

Die Fossilien waren in den Ölschiefer-Ablagerungen eines ehemaligen Kratersees erhalten geblieben. Solche vulkanischen Seen, wie die Maare der Eifel, sind markante Landschaftsmerkmale und werden dort auch als die „Augen der Eifel“ bezeichnet. Bereits vor 25 Millionen Jahren waren diese mit Wasser gefüllt und bildeten ideale „Fossilfallen“. Abgestorbene Organismen aus dem See und seiner Umgebung sinken dabei auf den Grund und bleiben dort besonders gut erhalten. Das liegt daran, dass es in diesen relativ kleinen, tiefen und abgeschlossenen Seen kaum Strömungen gibt. Zudem entsteht oft ein sauerstoffarmer Bodenschlamm, der den Zerfall der Organismen verlangsamt.

Nach etwa 220.000 Jahren seines Bestehens wurde der See durch einen Vulkanausbruch abrupt ausgelöscht. Die große Menge an Magma, die dabei austrat, begrub die Ablagerungen unter einer bis zu 100 Meter dicken Basaltschicht. Dieser natürliche Schutz bewahrte die Fossilien bis heute vor Verwitterung und Erosion. Von 1990 bis 2015 führten Wissenschaftler hier am Grabungshaus im Stöffel regelmäßige Ausgrabungen durch, um das damalige Ökosystem und die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Tieren und ihrer Umwelt möglichst genau zu erforschen.

Bei den Ausgrabungen wurde der Ölschiefer Schicht für Schichtabgetragen, mit Messern vorsichtig aufgespalten und jeder Fund, auch die kleinsten, genau dokumentiert. Bedeutende Stücke kamen in Wassereimern ins Labor, wo sie fachgerecht präpariert und konserviert wurden. Größere Fossilien wurden mit Gesteinssägen und Meißeln aus dem Sediment gelöst und in einem Block abtransportiert. Heute sind manche davon, wie der auf dem nebenstehenden Foto zu sehende Kormoran, im Museum TERTIÄRUM im Stöffel-Park zu bewundern.

Ein Großteil des Steinbruchareals wird nach dem Abschluss des Basaltabbaus künftig unter Wasser stehen. Dadurch bleibt auch der fossilführende Ölschiefer langfristig erhalten. Möglicherweise können zukünftige Forschergenerationen mit neuen Analysemethoden weitere spannende Erkenntnisse über die Fossillagerstätte am Stöffel gewinnen.