Basaltabbau Büchel (Neustadt/Wied): Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 22. Juni 2022, 18:21 Uhr

Basaltabbau Büchel (Neustadt/Wied)
Station an der
Georoute Basalt und Buntmetalle
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Abbau am "Büchel und Co."

Basaltvorkommen zwischen Fernthal und dem Bertenauer Kopf wurden im Laufe der Zeit in mehreren Steinbruchbetrieben abgebaut. Das erste Unternehmen, der „Büchel, begann 1910 bei Jungfernhof. Als im Jahr 1912 die Eisenbahnstrecke Linz-Altenkirchen in Betrieb ging, blühte dieser Betrieb auf, da der Basalt an Stelle des beschwerlichen Transports mit Pferde- und Ochsenkarren nun per Bahn bei den Abnehmern ausgeliefert werden konnte. Ein weiterer Betrieb entstand 1923 bei Neschen, der jedoch wegen der Trassenfestlegung der Autobahn Köln-Frankfurt 1936 nicht lange in Betrieb war. 1927 begann der Basaltabbau mit 25 Arbeitern oberhalb von Bertenau an der Landesstraße Neustadt-Fernthal.

Der bedeutendste Betrieb war der „Büchel“, wo zeitweise bis zu 250 Mann beschäftigt waren. Diese gewannen den Basalt zunächst ohne nennenswerte technische Hilfsmittel. Vieles geschah in schweißtreibender Handarbeit. So wurden die Bohrlöcher für die Sprengungen, mit denen der Basalt gelöst wurde, händisch gebohrt. Das mittels Sprengstoff gelockerte Gestein wurde anschließend von Arbeitern, den „Steinbrechern“, auf die Steinbruchsohle befördert, indem diese sich von den Bruchwänden abseilten und die losen Basaltsäulen zum Einsturz brachten. Je nach Qualität wurden diese dann weiter verarbeitet: Die guten Stücke wurden von den „Kippern“ von Hand zu Pflastersteinen geschlagen. Dafür ungeeignetes Material wurde von den „Schlägern“, auch „Steinklopper“ genannt, zu Schotter zerkleinert.

Gute „Kipper“ verdienten in den 1930er Jahren im Akkord rund eine Mark pro Stunde. Durch die Löhne der Arbeiter entstand im Amt Neustadt eine beachtliche Kaufkraft und Güternachfrage. Davon wiederum profitierten die Gewerbetreibenden, wodurch weitere Arbeitsplätze und damit auch Einnahmen für die Gemeindekassen geschaffen wurden. Die technische Entwicklung hielt natürlich auch hier Einzug: Druckluftbetriebene Bohrer ersetzten die Handbohrer. Im Betrieb Jungfernhof wurde ab 1923 der Basalt mit einem Brecher zu Splitt und Schotter verarbeitet und mit einer Seilbahn zur Eisenbahnverladung in die Berschau gebracht. Nur fünf Jahre später wurde auf der Manrother Seite eine moderne Brecheranlage für 500.000 Mark errichtet. Deren Produkte wurden mit einer zweiten, neuen Seilbahn ebenfalls ins Wiedtal transportiert und dort in die Eisenbahn verladen.

In den 1950ern nahm die Mechanisierung der Betriebe zu, was einerseits zu geringeren Belegschaftszahlen führte. Es waren nur noch 70 Beschäftigte in den Betrieben tätig. Andererseits stieg die Fördermenge auf täglich 500 bis 600 Tonnen. Nur ein Jahrzehnt später konnten mit nur noch 38 Arbeitern täglich 1.200 bis 1.500 Tonnen gewonnen werden. Um 1960 wurde dann in den Steinbrüchen vom gleisgebundenen Betrieb mit Dampfloks auf LKW-Transport umgestellt. 1964 begann man schließlich die Gewinnung mit Großbohrlochsprengungen, die bis zu 10.000 Tonnen Gestein auf einmal lösen konnten.

1967 wurde der Steinbruch oberhalb von Bertenau noch einmal reaktiviert, dies war allerdings nicht von Dauer. Die Basaltindustrie versuchte in den 1970er Jahren eine Genehmigung zum Abbau der Basaltvorkommen des Bertenauer Kopfes und des Telegrafenhügels zu bekommen. Dies wurde jedoch aus Naturschutzgründen abgelehnt. Der letzte Steinbruch an der Kreisstraße nach Manroth war von 1973 bis 1977 in Betrieb. Damit endete die Basaltgewinnung in der Ortsgemeinde Neustadt.

Heute ist vom ehemals geschäftigen Betrieb auf der Manrother Höhe nur noch wenig zu sehen. Einzelne Ruinen der Brecher- und Verladeanlagen oberhalb von Bertenau, das Gebäude der Manrother Brecheranlage und die beiden Abbauseen auf der Jungfernhofer und Manrother Seite sind als sichtbare Zeugen des früheren Basaltabbaus geblieben.


Verfasser:Christoph Eul und Roger Lang
Stand: 6/2022