Basaltkirche (Willmenrod): Unterschied zwischen den Versionen

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Die Baugeschichte der Basaltkirche von Willmenrod geht bereits auf eine Zeit um das Jahr 1.000 n. Chr. zurück. Damals wurde vermutlich eine Holzkapelle errichtet. Dokumente aus den Jahren 1590 und 1601 berichten dann von einer baufälligen Kirche. Für deren Renovierung wurde das Beinhaus abgerissen und dessen Steine zur Ausbesserung verwendet. Spätestens hier ist von einem zumindest teilweisen Steinbau auszugehen.<br>
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Im April 1688 brannten die Kirche und große Teile des Ortes nieder. Es folgte ein Neubau des Gotteshauses. Ein starkes Wachstum der Gemeinde führte schließlich in den 1770er Jahren zu einer Erweiterung des Kirchenschiffs in Fachwerkbauweise. Der Chor und der Glockenturm blieben unverändert erhalten.<br>
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kleinen Steinbruch gewonnen. Zudem sind einzelne Elemente wie Absätze und Fenstergewande aus Sandstein gefertigt.<br>
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Verfasser:[[Benutzer:Christoph Eul|Christoph Eul]] und [Roger Lang]]<br>
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Stand: 6/2022
  
 
[[Kategorie: Verbandsgemeinde Westerburg]]
 
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[[Kategorie: Kirchen und Klöster]]
 
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[[Kategorie: Beiträge von Christoph Eul]]
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[[Kategorie: Beiträge von Roger Lang]]

Version vom 25. Juni 2022, 09:24 Uhr

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Gebäude: Kapelle
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Die Basaltkirche von Willmenrod

Die Kirchengeschichte der Region reicht weit zurück. Man geht davon aus, dass im 6. Jahrhundert n. Chr. zunächst eine Kirche in Dietkirchen bei Limburg bestand. Nur wenig später wurde vermutlich dann die Michaelskirche auf dem Blasiusberg bei Dornburg errichtet.

Im Jahr 879 n. Chr. löste Graf Gebhard zunächst das Stift Gemünden aus dieser Mutterpfarrei heraus. Zwischen 900 n. Chr und 1.000 n. Chr. folgten dann die Kirchspiele zu Seck, Höhn und Salz. Bis zur Einrichtung des Bistums Limburg 1827 gehörten alle Pfarreien zum Erzbistum Trier.

Vermutlich bestand bereits früh eine Kapelle in Willmenrod, die von der angrenzenden Pfarrei Salz aus bedient wurde. Für Willmenrod wird der erste Pfarrer Konrad im Jahr 1344 genannt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt kann man hier von einem selbstständigen Kirchspiel ausgehen.

Die Baugeschichte der Basaltkirche von Willmenrod geht bereits auf eine Zeit um das Jahr 1.000 n. Chr. zurück. Damals wurde vermutlich eine Holzkapelle errichtet. Dokumente aus den Jahren 1590 und 1601 berichten dann von einer baufälligen Kirche. Für deren Renovierung wurde das Beinhaus abgerissen und dessen Steine zur Ausbesserung verwendet. Spätestens hier ist von einem zumindest teilweisen Steinbau auszugehen.

Im April 1688 brannten die Kirche und große Teile des Ortes nieder. Es folgte ein Neubau des Gotteshauses. Ein starkes Wachstum der Gemeinde führte schließlich in den 1770er Jahren zu einer Erweiterung des Kirchenschiffs in Fachwerkbauweise. Der Chor und der Glockenturm blieben unverändert erhalten.

Das Mittelschiff wurde abgebrochen und nach Süden und Norden erweitert, so dass die Kirche die Grundform eines Kreuzes erhielt. Hierdurch bekam das Innere mehr Raum und Licht.

1893 wurde abermals ein Neubau erforderlich. Der bis heute erhaltene Kirchenbau wurde überwiegend aus Spenden finanziert. Der Patronatsherr Graf Friedrich von Leiningen-Westerburg spendete ein dreiteiliges Fenster für den Westgiebel. Großherzog Adolph von Luxembourg, damals auch Herzog von Nassau, spendete zudem 100 Mark.

In den Jahren 1966, 1967 und 1983 wurden verschiedene Renovierungen und Modernisierungen durchgeführt. Heute wird die Kirche von der evangelischen Gemeinde genutzt.

Baustoffe mit vulkanischem Ursprung

Nicht nur in Willmenrod, sondern in der gesamten Region, sind früher sehr häufig einheimische Baustoffe verwendet worden. Insbesondere die vulkanischen Gesteine, die im Westerwald so häufig vorkommen, prägen bis heute das Antlitz vieler Ortschaften. Basaltvarietäten, Trachyt und auch Tuffgesteine sind in der Umgebung häufig und werden teilweise noch bis heute als Rohstoffe gewonnen.

Neben den Vulkaniten findet man auch oft Sandstein, der verbaut wurde. Viele Dächer, insbesondere bei älteren Gebäuden, sind mit Schiefer gedeckt, der ebenfalls im Westerwald vorkommt.

Am Gebäudeensemble der Willmenroder Kirche finden sich einige dieser Gesteine als Baustoffe wieder. So besteht das Bruchsteinmauerwerk des um 1300 erbauten steinernen Burghauses - neben dem schiefergedeckten Fachwerkgebäude des Martin-Luther-Hauses - aus Säulenbasalt, der mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der unmittelbaren Umgebung stammt. Zahlreiche Häuser im Ort sowie die Kirche sind ebenfalls mit Schiefer gedeckt.

Der Kirchenbau ist ebenfalls von vulkanischen Baustoffen geprägt. Das sichtbare Mauerwerk des Kirchenschiffs von 1893 besteht aus Werksteinen, die aus dichtem, teils porigem basaltischem Andesit gefertigt wurden. Dieser wurde wohl zwischen Sainscheid und Guckheim in einem kleinen Steinbruch gewonnen. Zudem sind einzelne Elemente wie Absätze und Fenstergewande aus Sandstein gefertigt.

Verfasser:Christoph Eul und [Roger Lang]]
Stand: 6/2022