Borscheider Hütte (Neustadt/Wied): Unterschied zwischen den Versionen

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Das kleine Gewässer, welches sich vom Grübelsberg bei Hombach bis in das Wiedtal bei Steinshof schlängelt, stellte bis heute eine Grenze zwischen den Landkreisen Altenkirchen und Neuwied dar. Heute trägt dieser den Namen "Altenhütter Bach". Hierin lasst sich die Montangeschichte des kleinen Nebentals der Wied ablesen.<br>
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==Eine Bach als Landesgrenze==
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Das kleine Gewässer, welches sich vom Grübelsberg bei Hombach bis in das Wiedtal bei Steinshof schlängelt, stellt bis heute eine Grenze zwischen den Landkreisen Altenkirchen und Neuwied dar. Heute trägt dieses den Namen "Altenhütter Bach". Hierin lasst sich die Montangeschichte des kleinen Nebentals der Wied bereits ablesen.<br>
 
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Zu Beginn der Hüttenaktivitäten, vermutlich Ende des 16. Jahrhunderts, trug der Wasserlauf noch den Namen Hombach und war bereits eine Territorialgrenze zwischen dem Kurfürstentum Trier und dem Kurfürstentum Köln. Der Ortsname Homnach oder die Hombachsmühle zeugen heute noch von diesem Namen.<br>
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Zu Beginn der Hüttenaktivitäten, vermutlich Ende des 16. Jahrhunderts, trug der Wasserlauf noch den Namen Hombach und war schon eine Territorialgrenze zwischen dem Kurfürstentum Trier und dem Kurfürstentum Köln. Der Ortsname Homnach oder die Hombachsmühle zeugen heute noch von diesem ursprünglichen Namen.<br>
 
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Der Bau einer Hütte am Hombach bedeutete jedoch, dass man je nach der Wahl der Uferseite nicht nur einem anderen Kurfürsten unterstand, sondern damit auch eine andere Hüttenordnung befolgen musste.<br>
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Der Bau einer Schmelzhütte am Hombach bedeutete jedoch, dass man je nach der Wahl der Uferseite nicht nur einem anderen Kurfürsten unterstand, sondern damit auch eine andere Hüttenordnung befolgen musste.<br>
  
  
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Die genauen Anfänge der Verhüttungstätigkeit am Standort der Borscheider Hütte sind nicht bekannt. Die Eisenverhüttung in Rennöfen wurde jedoch in den umliegenden Wäldern bereits vor dem Ende des 1. Jahrtausends nachgewiesen.<br>
 
Die genauen Anfänge der Verhüttungstätigkeit am Standort der Borscheider Hütte sind nicht bekannt. Die Eisenverhüttung in Rennöfen wurde jedoch in den umliegenden Wäldern bereits vor dem Ende des 1. Jahrtausends nachgewiesen.<br>
 
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Eine erste urkundliche Erwähnung der Hütte im Hombachtal stammt aus der Zeit um 1600, als ein "Hilger Reifferscheid" hier eine Kupferhütte betrieb. Zudem wurde auch ein in eigerner Regie ausgeführter Bergbau betrieben.<ref>{{Zitat|vor=vgl.|Autor=Schäfer, A.|Jahr=2012|Titel=[[Die Alte und die Neue Hütte (Dokument)|Die "Alte" und die "Neue" Hütte]]|Buchautor=|Buchtitel=Fischbacher Hefte|Erscheinungsort=Fischbach/Nahe|Verlag=Eigenverlag|Seiten=26}}</ref><br>
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Eine erste urkundliche Erwähnung der Hütte im Hombachtal stammt aus der Zeit um 1600, als ein "Hilger Reifferscheid" hier eine Kupferhütte auf der zu Kur Köln gehörenden Uferseite betrieb. Zudem wurde auch ein in eigerner Regie ausgeführter Bergbau betrieben.<br>
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Dieser Hüttenbetreiber beabsichte wohl zusätzlich eine Eisenhütte auf der gegenüberliegenden Uferseite, auf dem Gebiet von Kur Trier, zu errichten.<ref>{{Zitat|vor=vgl.|Autor=Schäfer, A.|Jahr=2012|Titel=[[Die Alte und die Neue Hütte (Dokument)|Die "Alte" und die "Neue" Hütte]]|Buchautor=|Buchtitel=Fischbacher Hefte|Erscheinungsort=Fischbach/Nahe|Verlag=Eigenverlag|Seiten=24}}</ref><br>
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Es wird angenommen, dass im Jahr 1614 die Eisenhütte in den Besitz eines "Junkers Adam von Zevel" und einen "Landkapitän Wilhelm Donner von Dierdorf" überging und von diesem Zeitpunkt auch in vollem Betrieb stand.<ref>{{Zitat|vor=vgl.|Autor=Schäfer, A.|Jahr=2012|Titel=[[Die Alte und die Neue Hütte (Dokument)|Die "Alte" und die "Neue" Hütte]]|Buchautor=|Buchtitel=Fischbacher Hefte|Erscheinungsort=Fischbach/Nahe|Verlag=Eigenverlag|Seiten=24}}</ref><br>
 
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Version vom 14. März 2022, 22:37 Uhr


Borscheider Hütte (Neustadt/Wied)
Infopunkt an der
Georoute Im Tal der alten Hütte
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Eine Bach als Landesgrenze

Das kleine Gewässer, welches sich vom Grübelsberg bei Hombach bis in das Wiedtal bei Steinshof schlängelt, stellt bis heute eine Grenze zwischen den Landkreisen Altenkirchen und Neuwied dar. Heute trägt dieses den Namen "Altenhütter Bach". Hierin lasst sich die Montangeschichte des kleinen Nebentals der Wied bereits ablesen.

Zu Beginn der Hüttenaktivitäten, vermutlich Ende des 16. Jahrhunderts, trug der Wasserlauf noch den Namen Hombach und war schon eine Territorialgrenze zwischen dem Kurfürstentum Trier und dem Kurfürstentum Köln. Der Ortsname Homnach oder die Hombachsmühle zeugen heute noch von diesem ursprünglichen Namen.

Der Bau einer Schmelzhütte am Hombach bedeutete jedoch, dass man je nach der Wahl der Uferseite nicht nur einem anderen Kurfürsten unterstand, sondern damit auch eine andere Hüttenordnung befolgen musste.


Die Anfänge der Borscheider Hütte

Die genauen Anfänge der Verhüttungstätigkeit am Standort der Borscheider Hütte sind nicht bekannt. Die Eisenverhüttung in Rennöfen wurde jedoch in den umliegenden Wäldern bereits vor dem Ende des 1. Jahrtausends nachgewiesen.

Eine erste urkundliche Erwähnung der Hütte im Hombachtal stammt aus der Zeit um 1600, als ein "Hilger Reifferscheid" hier eine Kupferhütte auf der zu Kur Köln gehörenden Uferseite betrieb. Zudem wurde auch ein in eigerner Regie ausgeführter Bergbau betrieben.
Dieser Hüttenbetreiber beabsichte wohl zusätzlich eine Eisenhütte auf der gegenüberliegenden Uferseite, auf dem Gebiet von Kur Trier, zu errichten.[1]

Es wird angenommen, dass im Jahr 1614 die Eisenhütte in den Besitz eines "Junkers Adam von Zevel" und einen "Landkapitän Wilhelm Donner von Dierdorf" überging und von diesem Zeitpunkt auch in vollem Betrieb stand.[2]


Die Hütte in der Literatur

Übersicht der Eisen- und Stahlerzeugung aus 1804

Im Jahr 1804, nach den Napoleonischen Kriegen, wurde die Eisen- und Stahlerzeugung zwischen Lahn und Lippe in einer Übersicht zusammengefasst. Hierin wurde auch die Borscheider Hütte wie folgt beschrieben: [3]

"In der ehemaligen Kurtrierischen, jetzt Nassau-Weilburgischen Grafschaft Niederisenburg und deren Amte Herschbach liegt:

Die Burscheider oder alte Hütte, ein Eisenhüttenwerk das aus einem Hochofen besteht, und auf der Hälfte der Entfernung zwischen Andernach und Altenkirchen liegt. Es gehört der Firma Johann Philipp Freudenberg und Sohn zu Neuwied.

Das Werk hat seine eigene Berggebäude in einer Entfernung von einer halben bis ganzen Stunde, theils und hautsächlich im ehemaligen Trierischen, theils im ehemaligen Cöllnischen, die also zum Theil an Nassau-Usingen, zum Theil an Weilburg gefallen sind. Sie sind unter dem Namen des Horhäuser Werks bekannt, weil sie in der Nachbarschaft des Dorfes gleichen Namens im Amte Grenzau liegen. Es bricht darauf brauner Eisenstein und Stahlstein. Letzterer von ziemlich guter Qualität. Ich habe dieses Bergbaues schon bey Gelegenheit der Beschreibung der Sayner Hütte Erwähnung gethan.

Das Eisen dieser Hütte wird nicht sehr gerühmt, der Stahl soll aber mittelmäßig gut ausfallen. Mit dem Bendorfer Eisen bis höchstens zur Hälfte gemischt gibt es einen guten Stahl; über dieses Verhältnis erscheint der Rothbruch. Allein genommen gibt es im Rohstahlfeuer zu dicke Schlacke.

Man bläßt jährlich ungefähr 250 Tage, der Tag soll im Durchschnitt 5000 Pfund liefern. Je nachdem der Handel beschaffen ist bläßt man Goes- oder Stahleisen. Angenommen, daß jedes die Hälfte betrage, so würde an Stahl gemacht 625 Karren und an Eisen eben so viel. Dieses zu 17 Rthlr. per 1000 Pfund betrüge 10625 Rthlr., jener zu 19 Krhlr. 11875 Rthl.

Das Stahleisen geht nach Newied, von da den Rhein hinab nach Hittdorf, und dann mehrentheils in die Grafschaft Mark. Das Goes-Eisen lassen die Eigenthümer theils auf eigenen Hämmern verschmieden, thels geht es Rhein auf an die Bergstraße und weiter nach Schwaben. Die Fracht von Mülheim, Hittdorf oder Wisdorf bis nach Ruhrorth ist 1 Rthlr. 15 bis 20Ftbr. per 1000 Pfund und weiter die Ruhr hinauf bis Hattingen 1 2/3 Rthlr."


Bergrevierbeschreibung von 1888

In der Beschreibung des Bergreviers Wied aus dem Jahr 1888 beschreibt der Autor Dr. Karl Diesterweg die "Borscheider Hütte oder alte Hütte" wie folgt:

"Die Borscheider oder alte Hütte bei Borscheid, im Seifen daselbst gelegen, bestand in 1 Hochofen und verhüttete die Eisenerze der jetzt zur Grube Ferdinand gehörigen Grube Grübelsberg bei Breitscheid. Sie war im Besitz der Firma Joh. Phil. Freudenberg zu Raubach, welche den Betrieb bereits im Jahr 1818 einstellte."[4]

Literaturverzeichnis

  1. vgl. Schäfer, A. (2012): Die "Alte" und die "Neue" Hütte. Eigenverlag, S. 24
  2. vgl. Schäfer, A. (2012): Die "Alte" und die "Neue" Hütte. Eigenverlag, S. 24
  3. vgl. Eversmann, F. A. (1804): . Gebrüder Wallindrobt, S. 98ff
  4. vgl. Diersterweg, K. (1888): Beschreibung des Bergreviers Wied (Dokument). Adolph Marcus, S. 86