Burg Ehrenstein (Asbach)

Aus QR-KULTUR
Wechseln zu: Navigation, Suche
Burg Ehrenstein (Asbach)
Die Karte wird geladen …
Steckbrief
Gebäude: Burgruine
direkter QR-Code zum Beitrag
www.qltr.de/qrka0033

Die Burgherren von Ütgenbach

Über die Anfänge der Burg Ehrenstein ist wenig bekannt. Vermutlich hat die Burg bereits bestanden, als Ritter Rörich von Ütgenbach (1312-1347) im Jahr 1331 seinen Sitz hierher verlegte und sich von da an „Herr zu Ehrenstein“ nannte. Zwar weisen verschiedene Ortsbezeichnungen wie „Tempelswiese“ oder „Templerhof“ im weiteren Umfeld auf den Orden der Tempelritter hin, ob die Burg Ehrenstein jedoch vor der Inbesitznahme durch die Adelsfamilie von Ütgenbach bereits bestand oder sogar eine Tempelritterburg war, konnte bisher nicht sicher nachgewiesen werden.[1]

Die Lage der Burg war strategisch nicht unbedeutend, da sich hier eine Furth über den Mehrbach befand, die das Rheintal mit der Region um Altenkirchen verband. Den Ütgenbachern oblag als Burgmannen der Grafen von Sayn bereits vor dem Umzug nach Ehrenstein die Kontrolle dieser Straße. Nach dem Tod von Graf Heinrich III. zu Sayn im Jahr 1247 veräußerte seine Gattin Mechthild von Landsberg die Herrschaft Ütgenbach an das Erzbistum Köln.[2] Die Ortschaften auf dem linken Wiedufer gehörten damals zum Bistum Trier. Somit war die Burg Ehrenstein auch von strategischer Bedeutung als Grenzsicherung zwischen den beiden Bistümern.

Im Jahr 1361 wurde abermals ein Rörich von Ütgenbach, vermutlich ein Sohn, als Vasall des Kölner Erzbischofs genannt.[3]

Die erhaltenen Ruinen der Burg sowie die zeitgenössichen Darstellungen belegen, dass die Burganlage als starke Befestigung einzuordnen ist, die sicherlich die finanziellen Ressourcen der Adelsfamilie von Ütgenbach stark beansprucht haben muss. Die ganz in Stein errichtete Festung mit vorgelagertem Rundturm war sicherlich ein schwer einzunehmendes Bollwerk, wodurch die strategische Bedeutung der Burg Ehrenstein abzulesen ist.
In der etwa 100 Jahre andauernden Herrschaft der Ütgenbacher auf Burg Ehrenstein wurde keine Burgkapelle in den historischen Dokumenten erwähnt. Vermutlich fand das geistliche Leben weiter an der bis heute erhaltenen Kapelle an der Motte Ütgenbach bei Krankel statt. [4]

Die Burgherren von Nesselrode

Als Adam von Ütgenbach als letzter männlicher Stammhalter ohne Nachkommen verstarb, ging die Herrschaft Ehrenstein spätestens 1499 an Wilhelm II. von Nesselrode über, den Ehemann von Adams Schwester Eva von Ütgenbach. Seit 1430 hatte er die Burg aber bereits von Adam von Ütgenbach verpfändet bekommen. Wilhelm II von Nesselrode hatte bereits aus erster Ehe mit Schwernold von Landsberg elf Kinder sowie einen unehelichen Sohn. Aus der zweiten Ehe mit Eva von Ütgenbach gingen keine Kinder hervor, so dass der Familienstammbaum der von Ütgenbach nach dem Tode Evas endete.[5]

Das niederrheinische Adelsgeschlecht von Nesselrode stammte aus dem Herzogtum Berg von der Burg Nesselrode an der Wupper. Aufgrund großer militärischer Erfolge in der Schlacht von Worringen 1288 hatte der Herzog von Berg ihnen die Ritterwürde verliehen.[6]
Als Wilhelm II von Nesselrode 1461 verstarb, konnte er seinen drei erstgebohrenen Söhnen jeweils eine Burg vererben. Die Burg Ehrenstein ging an den drittjüngsten Sohn Betram von Nesselrode (*~1455 - 1510).[7]

1477 führt Bertram von Nesselrode den Titel eines "Erbmarschalls des Landes von Berg" und war vermutlich auch Mitglied im Jülisch-Geldernschen Sankt-Hubertus-Ordens. Auch bei Tunieren des 15. Jahrhunderts wird sein Name öfter erwähnt. Zudem war er auch ein gefragter Schiedsmann in verschiedenen Gerichtsverfahren weit über die Herrschaftsgrenzen hinaus.[8]

Anders als in der Sage gingen aus der Ehe zwischen Bertram und Margarete kein Kind hervor. Bertram von Nesselrode bekam jedoch einen unehelichen Sohn und nannte ihn nach dem Urgroßvater Johann von Nesselrode. Als unehelicher Sohn wurde er jedoch in den geistlichen Stand bestimmt und im Jahr 1503 als Pfarrer in Overath bei Köln genannt.[9]

Die Kapelle auf Burg Ehrenstein

Bertram von Nesselrode ließ um 1480 die bis heute erhaltene Kapelle errichtete. Vermutlich war bereits vorher eine kleinere Kapelle auf der Burg gebaut worden, die nun ersetz wurde. Hierbei ließ er im Mittelfenster die Stifter darstellen. Im linken Fenster wurde er selbst, Bertram von Nesselrode, mit seiner Ehefrau Margarete von Bourscheid (+~1437 - 1501) dargestellt. Im Mittelfenster wurden sein Vater Wilhelm von Nesselrode mit seiner erste Ehefrau und Mutter Bertrams Schwernold von Landsberg sowie seiner zweiten Ehefrau Eva von Ütgenbach abgebildet. Das rechte Fenster zeigt bis heute die Schwiegereltern Bertrams, Dietrich von Bourscheid mit seiner Ehefrau Adelheid von Gimborn.[10]

Später wurde die Kiche von der Pfarrei Asbach abgetrennt und zu einem eigene Kirchspiel erhoben. Zugleich wurden vier eigene Pfarrer bezahlt und mit umfangreichen Gütern aus dem Beitz der von Nesselrode bedacht. Zudem wurde ein Wohnaus neben der Kirche errichtet.[11]
Es gelang in den folgenden Jahren jedoch nicht, die vier Pfarrerstellen zu besetzen und die Stiftskirche weiter zu entwickeln. Daher entschloss sich Bertram von Nesselrode, diese in eine Klosterkirche umzuwandeln.[12]

Das Kloster Liebfrauenthal

Bertram von Nesselrode wählte für die Gründung des Klosters den Orden der Kreuzbrüder aus, die bereits im Herzogtum Berg, mit dem er verbunden war, ansässig waren. Bereits im Jahr 1486 sucht der Ritter den Kontakt zum Vorstand des Kreuzritterordens und reiste hierzu nach Huy im heutigen Belgien. Hier erhielt er die Zusage, dass die Kreuzbrüder ein Kloster im Mehrbachtal errichten würden.[13].
Im Jahr 1486 erhielt Bertram von Nesselrofe den Auftrag des Erzbistums zu Köln ein Kloster zu stiften, dem dieser auch mit Sorgfalt nachkam[14].
Das Kloster wurde für zehn Kreuzbrüder eingerichtet und erhiel den Namen "unser lieben Frauen Thal zu Ehrenstein" und später Liebfrauenthal.[15].
. In der Stiftungsurkunde legte Bertram von Nesselrode Wert darauf, dass seine Erben später keinen Einfluss mehr auf die Beitzungen des Klosters nehmen konnten und der Klerus die alleinige Verfügungsgewalt bekam.[16].
.

Die Zerstörung der Burg und des Klosters

Im Jahr 1632, während des Dreißigjährigen Krieges, erlitt die Burg Ehrenstein schwere Schäden durch schwedischen Beschuß. Der General Baudissin zog mit seinem Heer über den Westerwald und nahm von Eilenberg aus die Burg Ehrenstein unter Beschuss. Anschließend wurde sie geplündert.[17]

1750 wohnte noch ein Wildmeister auf der Burg, die nun aber zunehmend verfiel und schließlich unbewohnbar wurde[18].
Auch das Kloster wurde geplündert und der Prior der Kreuzbrüder für die Erpressung eines Lösegelds gefangen genommen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg erhielt das Kloster Liebfrauenthal eine neue Blüte, bis es schließlich 1795 diesmal von französischen truppen erneut geplündert wurde.[19]

Das Kloster bestand zunächst bis 1803 und wurde durch die Säkularisation aufgehoben.Die Pfarrei bliebt jedoch bestehene. Das Klostergut fiel dem Fürst zu Wied zu, der zunächst für den Unterhalt der Pfarrei sorgen musste. Das Kloster verfiel bis auf die Frontpartie, die als Pfarrer- und Küsterwohnung genutzt wurde. Die weiteren Fachwerkhäuser wurden teilweise abgeschlagen und in den umliegenden Dörfern neu aufgebaut.

Im Jahr 1893 übernahm der Franziskanerorden die Pfarrei und erichtete im ehemaligen Kloster einen Konvent mit vier Patres und vier Brüdern. Zu dieser Zeit war die Pfarrei mit nur 22 Seelen die kleinste in der Erzdiözese Köln.
Im Jahr 1953 verließen die Franziskaner nach 60 Jahren das Kloster Liebfrauenthal wieder.[20]

Die Kreuzherren kehren zurück

Nur acht Monate nach dem Verlassen des Franziskanerordens kehrten die Kreuzbrüder, die einst das Kloster gründeten, ins Mehrbachtal zurück. Sie übernahmen das Kloster und auch die Seelsorge der Pfarrei. Nach 17 Jahren kam jedoch die Abberufung, da wichtige seelsorgerische Aufgaben auf sie warteten.
Bereits drei Jahre später, im Jahr 1973, kehrten die Kreuzherren zurück und verwalteten auch die Pfarrei wieder.[21]
Bis zum Jahr 1976 wurde das stark verfallene Kloster mit Hilfe großen finanziellen Engagements des Erzbistums Köln von Grund auf saniert.[22]

Im Jahr 2000 übernahmen die Montfortaner das Kloster bis zum Jahr 2007.
Seit 2009 befindet sich das Kloster in der Trägerschaft der Marienhaus GmbH der Franziskanerinnen von Waldbreitbach. Ordensfrauen bewohnen das Kloster. Ehrenstein ist wie bisher ein Ort der Stille, des Gebetes, der Besinnung und der Bildung.[23]


Fotos Burg und Kloster Ehrenstein

  1. Fleischer, G. (2011): Ehrenstein und Uetgenbach. Fleischer, S. 2
  2. Fleischer, G. (2011): Ehrenstein und Uetgenbach. Fleischer, S. 5
  3. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 20
  4. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 24
  5. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 30
  6. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 30
  7. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 31
  8. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 41
  9. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 44
  10. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 40
  11. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 53
  12. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 70
  13. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 93
  14. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 45
  15. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 100
  16. van Rooijen, H. (1979): Liebfrauenthal zu Ehrenstein. Franz Schmitt, S. 102
  17. Fischer, D. (1990): Die Pfarrkirche und die Burg zu Ehrenstein (Dokument). Lautz, S. 386
  18. Fischer, D. (1990): Die Pfarrkirche und die Burg zu Ehrenstein (Dokument). Lautz, S. 387
  19. vgl. Internet: www.kloster-ehrenstein.de, Stand: 1/2022
  20. Fischer, D. (1990): Die Pfarrkirche und die Burg zu Ehrenstein (Dokument). Lautz, S. 384
  21. Fischer, D. (1990): Die Pfarrkirche und die Burg zu Ehrenstein (Dokument). Lautz, S. 385
  22. vgl. Internet: www.kloster-ehrenstein.de, Stand: 1/2022
  23. vgl. Internet: www.kloster-ehrenstein.de, Stand: 1/2022