Burg Weltersburg (Weltersburg)

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Burg Weltersburg (Weltersburg)
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Georoute Watzenhahner Riesen
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Steckbrief
Gebäude: Burgruine
Ersterwähnung: um 1220
Stadtrechte: 1357
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Die Weltersburg - eine umstrittene "Stadt"

Betrachtet man heute das Westerwalddorf am Fuße der markanten Basaltkuppe, so ist nur noch schwer zu erkennen, dass Weltersburg einst eine umstrittene Stadt mit einer das Umland beherrschenden Burg war. Die Geschichte des Ortes ist geprägt von zahlreichen Konflikten. Um die einstige Festung wurden sogar blutige Schlachtengeschlagen.

Die Anfänge der Burg sind heute nicht genau geklärt. Es ist davon auszugehen, dass diese um 1100 n. Chr. als Teil einer Burgenkette zur Sicherung der Handelsstraße zwischen Köln und Frankfurt („Hohe Straße“) erbaut wurde. Der Name Weltersburg wird 1220 erstmals erwähnt, als in einer Urkunde ein Wigand von Weltersburg genannt wird.

Die Burg hatte in der Anfangszeit zunächst eine strategische Bedeutung. Diese verlor sie spätestens im 13. Jahrhundert, als sie im Besitz der Herren von Isenburg und der Grafen von Sayn war, die über jeweils eine Hälfte der Burg und des später hier entstandenen Ortes verfügten. Die Grafen von Sayn hatten damals im Westerwald bereits ein bedeutendes, zusammenhängendes Territorium aufgebaut, das jedoch Weltersburg nicht einschloss. Der Burgort lag isoliert außerhalb dieses Territoriums. Die Grafen von Sayn förderten den Ort jedoch, um ihre eigene Position in der Region zu stärken. 1314 ließen sie sich von König Ludwig IV. dem Bayern Stadtrechte erteilen.

Im Jahr 1353 heiratete Kunigunde von Sayn Johann von Westerburg. Da Sayn die vereinbarte Mitgift nicht aufbringen konnte, wurde die Weltersburg an Johann von Westerburg verpfändet. Nach seinem Tod 1370 wurde die Burg Kunigunde als Witwensitz zugewiesen, die sich fortan „Kunigunde von Sayn Frau von Weltersburg“ nannte. Sayn hat Weltersburg letztlich nicht mehr zurückgewinnen können.

Es nützte den Grafen von Sayn auch nichts, dass sie sich die Stadtrechte 1357 von Kaiser Karl IV. nochmals erneuern ließen. Burg und Ort blieben von nun an im Besitz von Westerburg. Die Herren von Westerburg respektierten die kaiserliche Urkunde zwar, doch förderten sie hier kein städtisches Leben und der Ort blieb weitgehend unbedeutend.

1423 besiegten die Herren von Westerburg zusammen mit den Herren von Isenburg, die noch im Besitz ihrer Hälfte der Weltersburg waren, in der „Schlacht von Weltersburg“ die Grafen von Katzenelnbogen (siehe rechte Tafelseite). Die Sieger nutzten ihre momentane Stärke und erklärten einen gemeinsamen Burgfrieden. Hierin legten sie die Grenzen der Gemarkung rund um die Burg großzügig zu ihren Gunsten fest. Da die Nachbargemeinden, die zur Grafschaft Diez gehörten, diesen Burgfrieden nicht anerkannten, entbrannten in der Folgezeit hieraus immer wieder Streitigkeiten. Im Jahr 1470 heiratete Reinhard von Westerburg Margarethe von Leiningen.

Durch diese Heirat erlangten die Herren von Westerburgdie Grafenwürde und reiche Besitztümer in der Pfalz. Die jetzigen Grafen von Leiningen-Westerburg waren nun in der Lage, auch den Anteil Isenburgs an der Weltersburg zu kaufen und waren seit 1489 deren alleinige Besitzer.

Mit Kurtrier erwuchs den Grafen in der Reformationszeit ein neuer übermächtiger Gegner, der aufgrund der früheren Zugehörigkeit von Weltersburg zur kurtrierischen Pfarrei Salz Ansprüche auf die Gemarkung erhob. Mit Verweis auf das Restitutionsedikt von Kaiser Ferdinand II. bemächtigte sich Kurtrier 1629 der Weltersburger Gemarkung. Leiningen-Westerburg blieb nur noch die Hoheit im Ort selbst. Dies führte in den folgenden 190 Jahren zu der kuriosen Situation, dass die Weltersburger faktisch zwei Landesherren unterstanden. Man sagte ihnen daher nach: „Sie schlafen in Westerburg und essen in Kurtrier.“

Die Sage vom Ritter Matthes auf der Weltersburg

Einst lebte auf der Weltersburg ein Raubritter namens Matthes. Gemeinsam mit seinen Verbündeten auf der Burg Molsberg versetzte er mit seinen Raubzügen die gesamte Region in Angst und Schrecken. Vor allem die vorbeireisenden Kaufleute fürchteten sich davor, überfallen zu werden. Oft nahm der Raubritter Matthes nicht nur das Geld und die Waren, sondern auch die Kaufleute selbst als Gefangene mit in seine Burg.

Eines Tages hatte Matthes wieder einen Warenzug aus Limburg überfallen und drei der Kaufleute in das tiefe Verlies auf Burg Weltersburg geworfen. Die frechen Überfälle konnten sich die Limburger nun aber nicht mehr tatenlos gefallen lassen und wollten dem Raubritterspuk ein für allemal ein Ende setzen!

Ritter Matthes saß gerade wieder einmal beim Feiern, als der Turmwächter die herankommenden Limburger entdeckte und Alarm schlug! Schnell wurde dem Ritter klar, dass er gegen diese Übermacht keine Chance hatte und schickte seinen Burgkaplan durch einen Geheimgang nach draußen, um Hilfe zu holen. Es dauerte nicht lange, da hatte dieser mit Knüppeln und Sensen bewaffnete Bauern aus Salz, Bilkheim, Girkenroth und Guckheim geholt. Die Limburger flohen vor der herannahenden Bauernschar. Triumphierend rief da ein Bauer aus Salz „Salz soll läwe!“.
Energisch entgegnete ein anderer „Bilkem aach!“. Die Salzer Bauern wiederholten nun gemeinsam ihren Ruf „Salz soll läwe!“. Schon kam aus der anderen Ecke „Roth danäwe!“ Statt nun den Limburgern gemeinsam nachzusetzen, flammte die alte Rivalität zwischen den Dörfern wieder auf und die Bauern gingen aufeinander los. Der Kaplan versuchte noch erfolglos, die Bauern zu beruhigen.

Die Limburger hatten das Schauspiel allerdings bemerkt und begannen einen neuen Angriff auf die Weltersburg. Sie schossen die Burg in Brand und überwanden die hohen Mauern. Ritter Matthes und zwölf seiner Männer wurden gefangen und hingerichtet. Der Rest der Verteidiger konnte durch den geheimen Gang fliehen.
Den Goldschatz hatte Matthes jedoch noch zuvor in der Burg an einem geheimen Ort vergraben lassen. Die Limburger suchten jeden Winkel des Gemäuers ab. Der Schatz blieb aber bis heute verborgen.

Die wahre Geschichte von der Schlacht um die Weltersburg

Wie bei vielen anderen Sagen hat auch die vom Ritter Matthes einen historischen Hintergrund: Das erste Viertel des 15. Jahrhunderts war im Westerwald von anhaltenden Auseinandersetzungen und Fehden im Kampf um die Vorherrschaft in der Region geprägt. Verschiedene Adelshäuser und auch die Bistümer versuchten den Westerwald unter ihren Einfluss zu bringen.

Die Weltersburg hatte damals zwei Besitzer. Zur Hälfte gehörte diese den Herren zu Westerburg, die andere Hälfte gehörte jedoch den Herren von Wied-Isenburg. Im Jahr 1404 kam es zwischen den Herren von Westerburg und den Grafen von Katzenelnbogen zu Unstimmigkeiten. Dies führte im Jahr 1405 zur „Großen Fehde“ auf dem Westerwald.

Die Leidtragende war vorwiegend die bäuerliche Bevölkerung. In diesen Jahren war wohl die Weltersburg der Ausgangspunkt für viele Raubzüge der Herren von Westerburg in das angrenzende Territorium der Grafschaft Diez, an denen die Grafen von Katzenelnbogen Rechte besaßen. Diese beraubten im Gegenzug wiederum die Einwohner von Weltersburg. Erst im Jahr 1413 wurde die Fehde vorerst beendet.

Schon zehn Jahre später kam es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Kontrahenten. Der von den Herren von Westerburg auf Burg Weltersburg eingesetzte Burgvogt Ludwig von Ottenstein hatte erneut Raubzüge in das Gebiet der Grafen von Katzenelnbogen unternommen.
Im Jahr 1423 hatten diese daher, unterstützt vom Grafen von Nassau und Saarbrücken, die Weltersburg angegriffen und eingenommen. Die Herren von Westerburg forderten vergeblich die Rückgabe der Feste. Gemeinsam mit den Miteigentümern, den Herren von Wied-Isenburg, sammelten sie ihr Heer und eroberten die Burg in der „Schlacht von Weltersburg“ wieder zurück. In einem Schreiben vom 10. Oktober 1423 heißt es, dass „etliche der Gräflichen zu Weltersburg totgeschlagen, verwundet oder gefangen worden sein und die Gefangenen nach Westerburg geführt wurden.“

Schließlich kam es unter der Vermittlung des Erzbischofs von Trier am 21. Dezember 1423 zu einer Schlichtung. Die blutigen Ereignisse der „Schlacht von Weltersburg“ blieben den Einwohnern im Gedächtnis. Es ist zu vermuten, dass diese zur Sage vom Ritter Matthes geführt haben. Die historische Figur des Raubritters Matthes ist damit wohl im Burgvogt Ludwig von Ottenstein zu sehen.

Verfasser: Christoph Eul
Stand: 6/2022

Literaturverzeichnis

Nach verschiedenen Publikationen von Jürgen Gläser, Weltersburg