Die Sagen von Ehrenstein (Asbach)

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Nach Erzählungen aus dem Volksmun

Gerade schickte die scheidende Sonne ihre letzten Grüße dem helläugigen Turmwächter von Ehrenstein entgegen, als ein Reiter in das stille Tälchen einbog. In schnellem Trab trug ihn das Pferd vor das mächtige Torgitter der Burg. Schon am Gruß erkannte der Wächter den alten Bekannten und ließ ohne Zögern das rasselnde Fallgitter heraufziehen. Der Bote brachte eine dringende Nachricht für den Burgherrn Ritter Bertram.

Beim Abendmahl berichtete dann Bertram seiner Gemahlin Margarethe, dass der Lehnsherr zum Kampf gerufen hatte und der Ritter diesem Ruf nun folgen musste. Die ganze Nacht dauerten die Vorbereitungen und die Männer fanden nur eine kurze Ruhe.

Beim ersten Morgengrauen ritt der Ritter Bertram mit dem Boten und seinen treuen Knappen den steilen Weg aus der Burg hinunter ins Tal. Oben auf dem Turm schaute Margarethe den Reitern hinterher, bis diese im Morgennebel verschwanden. Von weitem war nur noch das Wiehern der Pferde zu hören, bis schließlich wieder Stille einkehrte.

Erst nach zwei Monaten erhielt Margarethe die frohe Nachricht, dass ihr Gatte bald wieder nach Hause kommen würde. Sie wartete schon sehnsüchtig auf ihren Mann, denn sie war schwanger. Doch noch bevor der Ritter die Burg erreichte, brachte die Burgherrin drei Söhne zur Welt.

Zu dieser Zeit galten Drillinge als sicheres Zeichen für eine untreue Ehefrau. Vor lauter Angst, der Ehemann könnte Margarethe und die Kinder verstoßen, fasste sie einen schrecklichen Beschluss. Die junge Mutter nahm zwei der drei Söhne und befahl der Amme, diese in der nahen Wied auszusetzen. Dies wäre der sichere Tod der Kinder gewesen.

Die Amme nahm die zwei Knaben in ihre Schürze und eilte das Tal hinab zur Wied. Doch noch bevor sie den Fluss erreichte, bog Ritter Bertram mit seinem Gefolge in den Weg zur Burg ein. Er sah die Amme und fragte, was sie unter ihrer Schürze trage. Die verzweifelte Amme erklärte nun, dass die Burgherrin ihr aufgetragen hat, zwei kleine Hundewelpen in die Wied zu werfen.

Dem Ritter war die Verlegenheit der Amme aber nicht entgangen und so befahl er, dass sie ihre Schürze öffnen solle. Vor lauter Verzweiflung erzählte sie nun dem Ritter von der Sorge der Burgherrin. Bertram befahl der Amme nun strengstes Schweigen über ihr Treffen und nahm seine beiden Söhne an sich. Der Vater brachte die Jungen zu einem befreundeten Ritter nach Bonn, der von nun an für die Knaben sorgen sollte. Bertram kehrte anschließend wieder heim auf Burg Ehrenstein, wo seine Gattin Margarethe ihn begrüßte. Sie wusste nichts von dem Treffen mit der Amme.

Sieben ruhige Jahre vergingen auf Burg Ehrenstein. Doch Margarethes heimlicher Kummer um die verlorenen Söhne hatte bei ihr deutliche Spuren hinterlassen. Die Haare waren grau geworden und die Wangen eingefallen. Ritter Bertram konnte das Leid seiner geliebten Frau nicht länger ertragen und entschloss sich, ein Fest auszurichten. Hierzu lud er alle benachbarten Ritter auf seine Burg ein.

Zuvor hatte Bertram aber schon eine heimliche Nachricht an seinen Freund nach Bonn geschickt. Die zwei Söhne waren hier in der Zwischenzeit zu stattlichen Jungen geworden. Als die beiden die Burg erreichten, holte Bertram auch den ersten Sohn hinzu und ließ die Drillinge in gleicher Weise anziehen. Nun brachte er die drei in den Festsaal, der voller Ritter und Edeldamen war. Beim Betreten wurde es plötzlich still im Saal und die Gäste betrachteten verwundert die drei gleichen Söhne des Burgherrn.

Margarethe erkannte jedoch sofort ihre totgeglaubten Söhne wieder und fiel vor überwältigender Freude in Ohnmacht. Sie wachte in den Armen Ihres Gatten Bertram wieder auf. In seiner Güte und Liebe erzählte dieser Margarethe nun von seiner Begegnung mit der Amme und von seinem Freund in Bonn. Da Margarethe nur aus Angst vor dem Verstoßen und aus Liebe zu ihrem Gatten gehandelt hatte, konnte Bertram ihr die geplante Tat verzeihen.

Von nun an kehrte die Freude wieder auf der Burg ein und auch Margarethe fand wieder zu neuem Leben. Die Familie lebte von nun an ein langes und glückliches Leben auf Burg Ehrenstein.


Verfasser: Christoph Eul

Katehorie: Burg Ehrenstein (Asbach)