Felsfalte Altenhütte (Neustadt/Wied): Unterschied zwischen den Versionen

Aus QR-KULTUR
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 16: Zeile 16:
 
|-
 
|-
 
|}
 
|}
 +
 +
==Gefaltet und zerbrochen==
 +
Die Gesteine hier am Wegesrand – in der Geologie spricht man von einem Aufschluss – sind felsgewordene Zeugen gewaltiger Kräfte in der Erdkruste! Es ist kaum vorstellbar, dass wir hier die Hand auf Meeresablagerungen legen können. Und doch ist es so: Die dunklen Tonschiefer und Sandsteine, die hier in Schichten und Bänken zu Tage treten, wurden einst im Meer gebildet. Dazu müssen wir über 400 Millionen Jahre zurück in die Zeit des Devons reisen. Damals lag die Gegend um Neustadt (Wied) unweit der Küste eines flachen Meeres. Vom nördlich gelegenen Festland des Nordkontinents Laurussia brachten Flüsse Sand und Schlamm heran, die sich am Meeresgrund und in ausgedehnten Flussdeltas absetzten. Durch immer wiederkehrende Überlagerungen der Sand- und Schlammschichten mit neuem Sedimentmaterial wurden die Ablagerungen im Lauf der Jahrmillionen zunächst zu Sand- und Tonsteinen verfestigt.<br>
 +
<br>
 +
Vor etwa 350 Millionen Jahren, in der Karbon-Zeit, begann der damalige Südkontinent Gondwana zu zerbrechen und driftete nach Norden. In unseren Breiten war es das heutige Afrika, welchem mehrere kleine Mikrokontinente vorgelagert waren. Diese kollidierten mit dem Nordkontinent Laurussia: ein geologischer Auffahrunfall! Dabei schob Gondwana die zwischen den Kontinenten liegenden Meeresablagerungen wie ein Bulldozer vor sich her.<br>
 +
<br>
 +
Vor rund 320 Millionen Jahren wurden dann die devonzeitlichen Meeresablagerungen durch Druck weiter verfestigt, in Falten gelegt, zerbrochen, über den Meeresspiegel gehoben und schließlich teilweise auf das nördliche Festland aufgeschoben. Dabei türmte sich das Variszische Gebirge
 +
auf, das im Oberkarbon vor 300 Millionen Jahren schon wieder verwittert und eingeebnet war. Die Gesteine in unserem Aufschluss am Wegesrand gelangten so in die Position, wie wir sie heute vorfinden.<br>
 +
Die ehemals flach liegenden Gesteinsschichten sind nun steilgestellt und gefaltet, wie man an den dünnen Sandsteinbänken gut erkennen kann. Dass wir diese Strukturen heute an der Erdoberfläche sehen können, ist der geologisch jungen Ausformung der Landschaft während der Zeit des Quartärs, auch Eiszeitalter genannt, zu verdanken. Seit etwa 800.000 Jahren und bis
 +
zum heutigen Tag hebt sich das Rheinische Schiefergebirge relativ rasch.<br>
 +
<br>
 +
Flüsse und Bäche schneiden sich seitdem in den Untergrund ein, legen den inneren Aufbau des Gebirges frei und ermöglichen so den Einblick in die wechselvolle geologische Geschichte der Region – Geologie zum Anfassen!

Version vom 13. Juli 2022, 11:49 Uhr

Felsfalte Altenhütte (Neustadt/Wied)
GeoTop im
Nationalen GEOPARK Westerwald-Lahn-Taunus
Die Karte wird geladen …
Standort an der Georoute Im Tal der alten Hütte
verwendbare QR-Codes
direkter QR-Code: www.qltr.de/qrka0045

Gefaltet und zerbrochen

Die Gesteine hier am Wegesrand – in der Geologie spricht man von einem Aufschluss – sind felsgewordene Zeugen gewaltiger Kräfte in der Erdkruste! Es ist kaum vorstellbar, dass wir hier die Hand auf Meeresablagerungen legen können. Und doch ist es so: Die dunklen Tonschiefer und Sandsteine, die hier in Schichten und Bänken zu Tage treten, wurden einst im Meer gebildet. Dazu müssen wir über 400 Millionen Jahre zurück in die Zeit des Devons reisen. Damals lag die Gegend um Neustadt (Wied) unweit der Küste eines flachen Meeres. Vom nördlich gelegenen Festland des Nordkontinents Laurussia brachten Flüsse Sand und Schlamm heran, die sich am Meeresgrund und in ausgedehnten Flussdeltas absetzten. Durch immer wiederkehrende Überlagerungen der Sand- und Schlammschichten mit neuem Sedimentmaterial wurden die Ablagerungen im Lauf der Jahrmillionen zunächst zu Sand- und Tonsteinen verfestigt.

Vor etwa 350 Millionen Jahren, in der Karbon-Zeit, begann der damalige Südkontinent Gondwana zu zerbrechen und driftete nach Norden. In unseren Breiten war es das heutige Afrika, welchem mehrere kleine Mikrokontinente vorgelagert waren. Diese kollidierten mit dem Nordkontinent Laurussia: ein geologischer Auffahrunfall! Dabei schob Gondwana die zwischen den Kontinenten liegenden Meeresablagerungen wie ein Bulldozer vor sich her.

Vor rund 320 Millionen Jahren wurden dann die devonzeitlichen Meeresablagerungen durch Druck weiter verfestigt, in Falten gelegt, zerbrochen, über den Meeresspiegel gehoben und schließlich teilweise auf das nördliche Festland aufgeschoben. Dabei türmte sich das Variszische Gebirge auf, das im Oberkarbon vor 300 Millionen Jahren schon wieder verwittert und eingeebnet war. Die Gesteine in unserem Aufschluss am Wegesrand gelangten so in die Position, wie wir sie heute vorfinden.
Die ehemals flach liegenden Gesteinsschichten sind nun steilgestellt und gefaltet, wie man an den dünnen Sandsteinbänken gut erkennen kann. Dass wir diese Strukturen heute an der Erdoberfläche sehen können, ist der geologisch jungen Ausformung der Landschaft während der Zeit des Quartärs, auch Eiszeitalter genannt, zu verdanken. Seit etwa 800.000 Jahren und bis zum heutigen Tag hebt sich das Rheinische Schiefergebirge relativ rasch.

Flüsse und Bäche schneiden sich seitdem in den Untergrund ein, legen den inneren Aufbau des Gebirges frei und ermöglichen so den Einblick in die wechselvolle geologische Geschichte der Region – Geologie zum Anfassen!