Grube Bertenauer Kopf (Neustadt/Wied): Unterschied zwischen den Versionen

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Der neben dem Standort der Infotafel zur Grube erkennbare muldenartige Einschnitt bergwärts ist der verstürzte Rest eines Stollens, der von hier aus in östlicher Richtung vorgetrieben wurde. Er erschloss ältere Grubenbaue, die sich in etwas mehr als 100 Meter Entfernung und 30 Meter höher am Berg befinden. Dort findet man im Gelände alte Halden und mehrere Pingen. Als Pingen bezeichnet man graben- oder trichterförmige Vertiefungen an der Erdoberfläche, die durch Bergbautätigkeit entstanden sind. Mindestens zwei dieser Pingen sind die Reste alter Schächte, die zur Grube „Bertenauer Kopf“ gehörten. Sie war eine von vier Gruben, die zuletzt unter dem Namen [[Grube Schiefer (Neustadt/Wied)|Grube Schiefer]] zusammengelegt (konsolidiert) waren.<br>
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Im einem Grundriss des Bergwerks von 1826, der immer wieder bis zum Jahr 1901 nachgetragen wurde, ist die Lage der alten Grubenbaue eingezeichnet. Mit Bleistift ist das „Ausgehende des Ganges“ markiert. Hier hat der Bergbau in alter Zeit wohl begonnen und ist dem Erzvorkommen in die Tiefe gefolgt. Zudem erkennt man einen Schacht, rot markierte (Abbau-)Strecken und mehrere ovale Pingen. Die nordöstlichste Pinge ist heute noch gut direkt unterhalb der Landesstraße L270 zu erkennen. Sie zeigt die typische, trichterartige Form einer Schachtpinge, wenngleich kein Schacht an dieser Stelle im Plan verzeichnet ist. Man kann daher davon ausgehen, dass dieser deutlich älter ist und zum Zeitpunkt der Planzeichnung nicht mehr in Betrieb war.<br>
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Der Stollen an unserem Standort ist im Plan auch nur mit Bleistift und nicht komplett eingetragen. Er erscheint allerdings auf einem Übersichtsgrundriss aus dem Jahr 1855. Seine genaue zeitliche Einordnung ist anhand der vorliegenden Unterlagen nicht möglich. Vom Tiefen Stollen der Grube Schiefer aus führen Grubenbaue aus dem Tal unter diejenigen der Grube Bertenauer Kopf. Sie stehen jedoch in keiner direkten Verbindung mit diesen.<br>
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In der Grube „Bertenauer Kopf“ wurden Blei- und Zinkerze, zum Teil mit etwas Kupfererz, abgebaut. Die Grube war nachweislich bereits im 17. Jahrhundert in Betrieb. 1833 wurden die Gewinnungsrechte durch das Fürstlich Wiedische Bergamt an „Bennet, Wahl und Company“ zu Neuwied verliehen. Die spätere Eigentümerin „Rheinische Bergwerksgesellschaft Köln“ erwirkte 1855 die Zusammenlegung mit den drei nahe gelegenen Gruben „Obere Schiefer“, „Untere Schiefer“ und „Kupfertrumm“. Es liegen keine genauen Informationen zum Umfang des Betriebs und zu Förderzahlen der Grube „Bertenauer Kopf“ vor, doch lässt sich aus den Bergbauspuren und Kartenwerken ableiten, dass hier keine bedeutende Förderung erfolgte.
  
  

Version vom 22. Juni 2022, 16:25 Uhr

Grube Friedrich Wilhelm I (Obersteinebach)
Infopunkt an der
Georoute Basalt und Buntmetalle
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Steckbrief
Abgebaute Erze: Bleierz,Zinkerz,
Kupfererz
Betriebsbeginn: 17. Jahrhundert
Erste Verleihung: unbekannt
Gesamtteufe: etwa 30 Meter
Stilllegung: um 1885
direkter QR-Code zum Beitrag
www.qltr.de/qrka0066

Ein altes Bergwerk!

Der neben dem Standort der Infotafel zur Grube erkennbare muldenartige Einschnitt bergwärts ist der verstürzte Rest eines Stollens, der von hier aus in östlicher Richtung vorgetrieben wurde. Er erschloss ältere Grubenbaue, die sich in etwas mehr als 100 Meter Entfernung und 30 Meter höher am Berg befinden. Dort findet man im Gelände alte Halden und mehrere Pingen. Als Pingen bezeichnet man graben- oder trichterförmige Vertiefungen an der Erdoberfläche, die durch Bergbautätigkeit entstanden sind. Mindestens zwei dieser Pingen sind die Reste alter Schächte, die zur Grube „Bertenauer Kopf“ gehörten. Sie war eine von vier Gruben, die zuletzt unter dem Namen Grube Schiefer zusammengelegt (konsolidiert) waren.

Im einem Grundriss des Bergwerks von 1826, der immer wieder bis zum Jahr 1901 nachgetragen wurde, ist die Lage der alten Grubenbaue eingezeichnet. Mit Bleistift ist das „Ausgehende des Ganges“ markiert. Hier hat der Bergbau in alter Zeit wohl begonnen und ist dem Erzvorkommen in die Tiefe gefolgt. Zudem erkennt man einen Schacht, rot markierte (Abbau-)Strecken und mehrere ovale Pingen. Die nordöstlichste Pinge ist heute noch gut direkt unterhalb der Landesstraße L270 zu erkennen. Sie zeigt die typische, trichterartige Form einer Schachtpinge, wenngleich kein Schacht an dieser Stelle im Plan verzeichnet ist. Man kann daher davon ausgehen, dass dieser deutlich älter ist und zum Zeitpunkt der Planzeichnung nicht mehr in Betrieb war.

Der Stollen an unserem Standort ist im Plan auch nur mit Bleistift und nicht komplett eingetragen. Er erscheint allerdings auf einem Übersichtsgrundriss aus dem Jahr 1855. Seine genaue zeitliche Einordnung ist anhand der vorliegenden Unterlagen nicht möglich. Vom Tiefen Stollen der Grube Schiefer aus führen Grubenbaue aus dem Tal unter diejenigen der Grube Bertenauer Kopf. Sie stehen jedoch in keiner direkten Verbindung mit diesen.
br> In der Grube „Bertenauer Kopf“ wurden Blei- und Zinkerze, zum Teil mit etwas Kupfererz, abgebaut. Die Grube war nachweislich bereits im 17. Jahrhundert in Betrieb. 1833 wurden die Gewinnungsrechte durch das Fürstlich Wiedische Bergamt an „Bennet, Wahl und Company“ zu Neuwied verliehen. Die spätere Eigentümerin „Rheinische Bergwerksgesellschaft Köln“ erwirkte 1855 die Zusammenlegung mit den drei nahe gelegenen Gruben „Obere Schiefer“, „Untere Schiefer“ und „Kupfertrumm“. Es liegen keine genauen Informationen zum Umfang des Betriebs und zu Förderzahlen der Grube „Bertenauer Kopf“ vor, doch lässt sich aus den Bergbauspuren und Kartenwerken ableiten, dass hier keine bedeutende Förderung erfolgte.


Verfasser:Christoph Eul und Roger Lang
Stand: 6/2022