Watzenhahner Riesen (Berzhahn): Unterschied zwischen den Versionen

Aus QR-KULTUR
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Die Seite wurde neu angelegt: „{|class="wikitable" style="float:right; margin-left:1em" ! colspan="2" | Watzenhahner Riesen (Berzhahn) |- ! colspan="2" align="center" | ''GeoTop im <br> Ge…“)
 
Zeile 22: Zeile 22:
  
  
 +
==Die Säulen des Watzenhahns==
 +
Die mächtigen Säulen aus Basalt zeugen von der intensiven vulkanischen Aktivität vor rund 25 Millionen Jahren, in der erdgeschichtlichen Epoche des Tertiärs. Im Bereich des zentralen Westerwalds wurde dabei eine Fläche von rund 1.000 km² mit vulkanischen Gesteinen bedeckt.
 +
Den widerstandsfähigen Basalt gewann man daher seit alters her in der Region als Bau- und Pflastermaterial. Nahezu jedes Dorf besaß kleine Steinbrüche, die überwiegend der lokalen Versorgung dienten. Mit der Industrialisierung und insbesondere dem Aufkommen der Eisenbahn in den 1880er Jahren stieg der Bedarf rapide an, so dass sich die heute noch bedeutende Basaltindustrie des Westerwaldes rasch entwickelte.<br>
 +
<br>
 +
Dabei waren die alten, kleinen Steinbrüche häufig die Keimzelle für die großen Betriebe.
 +
Industrieller Abbau in Berzhahn In der Gemeinde Berzhahn gab es zwei solche industriell betriebenen Basaltsteinbrüche. Der südlich der Eisenbahnlinie
 +
an der Landesgrenze zu Hessen gelegene Bruch der Basaltwerke Rhein-Wied GmbH zu Beuel beschäftigte einst über 100 Arbeiter und wurde bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg betrieben.<br>
 +
Der Steinbruch der heutigen Watzenhahner Riesen wurde im November 1926 an die Gewerkschaft Sudberg in Bochum verpachtet. Er gab zu dieser Zeit 30 Arbeitern Lohn und Brot. Schon bald danach, in den Jahren 1929 bis 1930, wurde dann die Aufbereitungs- und [Aufbereitungsturm (Berzhahn|Verladeanlage an der Eisenbahnlinie]] errichtet. Sie galt zu ihrer Zeit als die modernste Edelsplittanlage des Westerwaldes und war mit dem Steinbruch am Watzenhahn mittels einer Lorenseilbahn verbunden. Die Belegschaft stieg in der Folge zeitweise auf 90 Arbeiter an. <br> <br>
 +
Der Gesteinsabbau dauerte bis kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, danach wurden alle Maschinen demontiert und die Anlagen bis auf das Gebäude der Aufbereitung abgebaut.<br>
  
Abbauwand
+
==Erinnerungen==
des Steinbruchs hier am Watzenhahn. Die mächtigen
 
Säulen aus Basalt zeugen von der intensiven vulkanischen
 
Aktivität vor rund 25 Millionen Jahren, in der erdgeschichtlichen
 
Epoche des Tertiärs. Im Bereich des zentralen Westerwalds
 
wurde dabei eine Fläche von rund 1000 km2 mit vulkanischen
 
Gesteinen bedeckt.
 
Den widerstandsfähigen Basalt gewann man daher seit alters
 
her in der Region als Bau- und Pflastermaterial. Nahezu
 
jedes Dorf besaß kleine Steinbrüche, die überwiegend der
 
lokalen Versorgung dienten. Mit der Industrialisierung und
 
insbesondere dem Aufkommen der Eisenbahn in den 1880er
 
Jahren stieg der Bedarf rapide an, so dass sich die heute noch
 
bedeutende Basaltindustrie des Westerwaldes rasch entwickelte.
 
Dabei waren die alten, kleinen Steinbrüche häufig
 
die Keimzelle für die großen Betriebe.
 
Industrieller Abbau in Berzhahn
 
In der Gemeinde Berzhahn gab es zwei solche industriell
 
betriebenen Basaltsteinbrüche. Der südlich der Eisenbahnlinie
 
an der Landesgrenze zu Hessen gelegene Bruch der Basaltwerke
 
Rhein-Wied GmbH zu Beuel beschäftigte einst über
 
100 Arbeiter und wurde bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg
 
betrieben. Der Steinbruch, in dem wir hier stehen, wurde im
 
November 1926 an die Gewerkschaft Sudberg in Bochum
 
verpachtet. Er gab zu dieser Zeit 30 Arbeitern Lohn und Brot.
 
Schon bald danach, in den Jahren 1929 bis 1930, wurde dann
 
die Aufbereitungs- und Verladeanlage an der Eisenbahnlinie
 
errichtet. Sie galt zu ihrer Zeit als die modernste Edelsplittanlage
 
des Westerwaldes und war mit dem Steinbruch am
 
Watzenhahn mittels einer Lorenseilbahn verbunden. Die Belegschaft
 
stieg in der Folge zeitweise auf 90 Arbeiter an. Der
 
Gesteinsabbau dauerte bis kurz vor dem Ende des Zweiten
 
Weltkrieges, danach wurden alle Maschinen demontiert und
 
die Anlagen bis auf das Gebäude der Aufbereitung abgebaut.
 
Die historischen Aufnahmen auf dieser Schautafel stammen
 
aus dem Jahr 1944 und entstanden daher kurz vor der Schließung
 
des Betriebes.
 
Erinnerungen
 
 
Die Berzhahnerin Margarethe Konhäuser (geb. Helber) erinnert
 
Die Berzhahnerin Margarethe Konhäuser (geb. Helber) erinnert
 
sich daran, dass ihr Vater Willi Helber in den 1930er Jahren
 
sich daran, dass ihr Vater Willi Helber in den 1930er Jahren

Version vom 2. Juli 2022, 18:43 Uhr

Watzenhahner Riesen (Berzhahn)
GeoTop im
Nationalen Geopark Westerwald-Lahn-Taunus
Infopunkt an der
Georoute Watzenhahner Riesen
Die Karte wird geladen …
Steckbrief
GeoTop: Basaltformation
QR-Code auf diesen Beitrag
[1]


Die Säulen des Watzenhahns

Die mächtigen Säulen aus Basalt zeugen von der intensiven vulkanischen Aktivität vor rund 25 Millionen Jahren, in der erdgeschichtlichen Epoche des Tertiärs. Im Bereich des zentralen Westerwalds wurde dabei eine Fläche von rund 1.000 km² mit vulkanischen Gesteinen bedeckt. Den widerstandsfähigen Basalt gewann man daher seit alters her in der Region als Bau- und Pflastermaterial. Nahezu jedes Dorf besaß kleine Steinbrüche, die überwiegend der lokalen Versorgung dienten. Mit der Industrialisierung und insbesondere dem Aufkommen der Eisenbahn in den 1880er Jahren stieg der Bedarf rapide an, so dass sich die heute noch bedeutende Basaltindustrie des Westerwaldes rasch entwickelte.

Dabei waren die alten, kleinen Steinbrüche häufig die Keimzelle für die großen Betriebe. Industrieller Abbau in Berzhahn In der Gemeinde Berzhahn gab es zwei solche industriell betriebenen Basaltsteinbrüche. Der südlich der Eisenbahnlinie an der Landesgrenze zu Hessen gelegene Bruch der Basaltwerke Rhein-Wied GmbH zu Beuel beschäftigte einst über 100 Arbeiter und wurde bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg betrieben.
Der Steinbruch der heutigen Watzenhahner Riesen wurde im November 1926 an die Gewerkschaft Sudberg in Bochum verpachtet. Er gab zu dieser Zeit 30 Arbeitern Lohn und Brot. Schon bald danach, in den Jahren 1929 bis 1930, wurde dann die Aufbereitungs- und [Aufbereitungsturm (Berzhahn|Verladeanlage an der Eisenbahnlinie]] errichtet. Sie galt zu ihrer Zeit als die modernste Edelsplittanlage des Westerwaldes und war mit dem Steinbruch am Watzenhahn mittels einer Lorenseilbahn verbunden. Die Belegschaft stieg in der Folge zeitweise auf 90 Arbeiter an.

Der Gesteinsabbau dauerte bis kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, danach wurden alle Maschinen demontiert und die Anlagen bis auf das Gebäude der Aufbereitung abgebaut.

Erinnerungen

Die Berzhahnerin Margarethe Konhäuser (geb. Helber) erinnert sich daran, dass ihr Vater Willi Helber in den 1930er Jahren im Steinbruch arbeitete: „Die Arbeit im Steinbruch war ein hartes Brot. Die Männer mussten jeden Tag zehn Stunden schaffen, mittags kamen die Frauen mit den Henkelmännern und brachten das Essen.“ Immerhin 120 Mark betrug der Verdienst zu dieser Zeit - ein guter Lohn für schwere Arbeit. Was ist geblieben? Die lärmende Geschäftigkeit hier am Berg ist längst Vergangenheit. Die Natur hat weitestgehend die ehemaligen Abbaue und Abraumhalden am Berghang zurückerobert. Einige Fundamentreste von ehemaligen Betriebsanlagen wie beispielsweise der Bergstation der Lorenseilbahn sind im Gelände noch vorhanden. Der Abbaukessel am Watzenhahn mit seinen riesigen Basaltsäulen jedoch ist immer noch ein imposantes Zeugnis aus der Zeit der ehemals bedeutenden Basaltgewinnung. Die „Watzenhahner Riesen“, wie wir sie heute nennen, halten die Erinnerung auch in Zukunft noch aufrecht!