Borscheider Hütte (Neustadt/Wied): Unterschied zwischen den Versionen

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Etwas oberhalb der Ortslage "Altenhütte" findet man heute noch einen massiven Erddamm, der ursprünglich zum Aufstauen des Hüttenweihers diente. In Kartenaufnahme der Rheinlande von Trachot und Müffling aus den Jahren 1803 bis 1820 ist dieser noch als gewässer vorhanden. In der Preußischen Kartenaufnahme von 1843 bis 1879 fehlt dieses dann jedoch bereits.<br>
 
Etwas oberhalb der Ortslage "Altenhütte" findet man heute noch einen massiven Erddamm, der ursprünglich zum Aufstauen des Hüttenweihers diente. In Kartenaufnahme der Rheinlande von Trachot und Müffling aus den Jahren 1803 bis 1820 ist dieser noch als gewässer vorhanden. In der Preußischen Kartenaufnahme von 1843 bis 1879 fehlt dieses dann jedoch bereits.<br>
 
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Die Wasserkraft wurde an der Borscheider Hütte neben dem eigentlichen Hüttenbetrieb auch für einen Pochhammer zur Zerkleinerung der Erze verwendet. In einem Verwaltungsdokument aus dem Jahr 1699 wird dieser erwähnt.
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Die Wasserkraft wurde an der Borscheider Hütte neben dem eigentlichen Hüttenbetrieb auch für einen Pochhammer zur Zerkleinerung der Erze verwendet. In einem Verwaltungsdokument aus dem Jahr 1699 wird dieser erwähnt.<ref>{{Zitat|vor=vgl.|Autor=Schäfer, A.|Jahr=2012|Titel=[[Die Alte und die Neue Hütte (Dokument)|Die "Alte" und die "Neue" Hütte]]|Buchautor=|Buchtitel=Fischbacher Hefte|Erscheinungsort=Fischbach/Nahe|Verlag=Eigenverlag|Seiten=26}}</ref><br>
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In den [#Übersicht der Eisen- und Stahlerzeugung aus 1804|Beschreibungen des Hüttenstandortes]] aus dem Jahr 1804 wird von einer Betriebszeit von 250 Tagen im Jahr gesprochen. Dies belegt die sicherlich als sehr gut zu bezeichnenden Resscourcen an zur VErfügung stehender Wasserkraft.<ref>{{Zitat|vor=vgl.|Autor=Eversmann, F. A.|Jahr=1804|Titel=[[Eisen- und Stahlerzeugung auf Wasserwerken in den Ländern zwischen Lahn und Lippe]] |Buchautor=|Buchtitel=|Erscheinungsort=Dortmund|Verlag=Gebrüder Wallindrobt|Seiten=98ff}}</ref><br>
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==Der Hüttenbetrieb im 17. und 18. Jahrhundert==
 
==Der Hüttenbetrieb im 17. und 18. Jahrhundert==

Version vom 15. März 2022, 11:58 Uhr


Borscheider Hütte (Neustadt/Wied)
Infopunkt an der
Georoute Im Tal der alten Hütte
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Steckbrief
Gebäude: Private Nutzung
Ersterwähnung: um 1600
Stilllegung: 1818
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Eine Bach als Landesgrenze

Das kleine Gewässer, welches sich vom Grübelsberg bei Hombach bis in das Wiedtal bei Steinshof schlängelt, stellt bis heute eine Grenze zwischen den Landkreisen Altenkirchen und Neuwied dar. Heute trägt dieses den Namen "Altenhütter Bach". Hierin lasst sich die Montangeschichte des kleinen Nebentals der Wied bereits ablesen.

Zu Beginn der Hüttenaktivitäten, vermutlich Ende des 16. Jahrhunderts, trug der Wasserlauf noch den Namen Hombach und war schon eine Territorialgrenze zwischen dem Kurfürstentum Trier und dem Kurfürstentum Köln. Der Ortsname Homnach oder die Hombachsmühle zeugen noch von diesem ursprünglichen Namen.

Der Bau einer Schmelzhütte am Hombach bedeutete bereits im Mittelalter, dass man je nach der Wahl der Uferseite nicht nur einem anderen Kurfürsten unterstand, sondern damit auch eine andere Hüttenordnung befolgen musste.

Die Anfänge der Borscheider Hütte

Die genauen Anfänge der Verhüttungstätigkeit am Standort der Borscheider Hütte sind nicht bekannt. Die Eisenverhüttung in Rennöfen wurde in den umliegenden Wäldern bereits vor dem Ende des 1. Jahrtausends nachgewiesen.

Eine erste urkundliche Erwähnung der Hütte im Hombachtal stammt aus der Zeit um 1600, als ein "Hilger Reifferscheid" hier eine Kupferhütte auf der zu Kur Köln gehörenden Uferseite betrieb. Zudem wurde auch ein in eigerner Regie ausgeführter Bergbau betrieben.
Dieser Hüttenbetreiber beabsichte wohl zusätzlich eine Eisenhütte auf der gegenüberliegenden Uferseite, auf dem Gebiet von Kur Trier, zu errichten.[1]

Es wird angenommen, dass im Jahr 1614 die Eisenhütte in den Besitz eines "Junkers Adam von Zevel" und einen "Landkapitän Wilhelm Donner von Dierdorf" überging und von diesem Zeitpunkt auch in vollem Betrieb stand.[2]

Die damaligen Kurtrierischen Landesherren, die Grafen zu Isenburg fordern später die Hüttenbetreiber auf, den Eisenstein aus der eigene Grafschaft zu verhütten und nicht den aus den Kurkölnischen Gruben. Diese befanden sich vermutlich am Grübelsberg bei Hombach.[3]

Eine weitere schriftliche Erwähnung findet sich im Jahr 1646. Der damalige Landesherr Graf Friedrich zu Wied legt mit dem Hüttenmeister Mathias Müller die Bedinguingen fest, unter denen diese "Eisenstein auf dem Honnefelder Berg" graben darf. Vermutlich war hiermit die Grube Girmscheid bei Oberhonnefeld gemeint, die als Erzbasis für die Borscheider Hütte herangezogen werden sollte.[4]

Der Standort der Borscheider Hütte

Ausschlaggebend für die Wahl des Standorts der Hütte dürfte die stetige Wasserführung des Hombachs gewesen sein. Im Hochmittelalter wurde die Wasserkraft als Energiequelle immer bedeutender. Über Wasserräder konnte man nun Blasebalge für die Luftzufuhr in die Schmelzöfen, aber auch Pochwerke für die Zerkleinerung der Erze sowie Hammerwerke für das Ausschmieden von Eisen betreiben.
Etwas oberhalb der Ortslage "Altenhütte" findet man heute noch einen massiven Erddamm, der ursprünglich zum Aufstauen des Hüttenweihers diente. In Kartenaufnahme der Rheinlande von Trachot und Müffling aus den Jahren 1803 bis 1820 ist dieser noch als gewässer vorhanden. In der Preußischen Kartenaufnahme von 1843 bis 1879 fehlt dieses dann jedoch bereits.

Die Wasserkraft wurde an der Borscheider Hütte neben dem eigentlichen Hüttenbetrieb auch für einen Pochhammer zur Zerkleinerung der Erze verwendet. In einem Verwaltungsdokument aus dem Jahr 1699 wird dieser erwähnt.[5]

In den [#Übersicht der Eisen- und Stahlerzeugung aus 1804|Beschreibungen des Hüttenstandortes]] aus dem Jahr 1804 wird von einer Betriebszeit von 250 Tagen im Jahr gesprochen. Dies belegt die sicherlich als sehr gut zu bezeichnenden Resscourcen an zur VErfügung stehender Wasserkraft.[6]

Der Hüttenbetrieb im 17. und 18. Jahrhundert

Um 1670 ist Lorenz Clas aus Linz am Rhein betreiber der Borscheider Hütte. Offensichtlich reichte die Kapazität dieses einen Werkes nicht mehr aus, so dass dieser eine zweite Hütte, die Pleckhausener Hütte gründete. Hieraus ergab sich dann die Unterscheidung in die "Neue Hütte" bei Pleckhausen und die "Alte Hütte" bei Borscheid. [7]

Der Eisenguss auf der Borscheider Hütte

Im Umfeld der Borscheider Hütte und der Pleckhausener Hütte wurden in jüngerer Zeit immer wieder schmuckvolle Fragmente und auch komplett erhaltene Ofenplatten aus Eisenguss gefunden. In der einschlägigen Fachliteratur wurden diese zwar beachtet, jedoch weitgehend als Alteisen angesehen, der während der Schmelzprozesse in den Hütten hinzugegeben wurde und somit recykelt wurde.[8]

Der Eisenkunstguss auf der Alten und Neuen Hütte wird nachgewiesen

Umfangreiche Auswertungen von Dokumenten aus dem Stadtarchiv und dem Archiv der Pfarrei St. Martin in Linz am Rhein fanden in jüngerer Zeit Beweise darüf, dass auf der Pleckhausener Hütte und der Borscheider Hütte eine ausgedehnte Produktion von schmuckvollen Ofenplatten ausgeführt wurde. Diese Auswertungen stellten sich als besonders schwirig dar, da die handschriftlichen Dokumente oft in französischer Sprache und zudem in einer barocken Ausdrucksweise verfasst waren.[9]

Ein Brief des Hüttenmeisters Christian Hansoul aus dem Jahr 1687 belegt beispielsweise Handelsbeziehungen beider Hütten in den niederrheinischen Raum. Gewichtsangaben in "Pfunds Holland" lassen auch den Zielmarkt vermuten. Zudem wird hierin auch eine Einzelbestellung von 220 Stück Ofenplatten beschrieben, wodurch auch die große Absatzmenge belegt wird.[10]

Motive der Ofen- und Takenplatten

In den Regionen Holland und Flandern fanden eiserne Ofenplatten eine große Beliebtheit und führten zu einem hohen Absatz hierher. Die Motive der Produkte wurden den örtlichen Traditionen angepasst, so dass als Verzierung häufig auch maritime Elemente, wie beispielsweise Seeungeheuer, auftauchten. Diese speziellen Platten wurden in der modernen fachlichen Klassifizierung dann auch "Hollanplatten" genannt.
Ein großer Teil der bekannten Motive der Ofen- und Takenplatten aus den beiden Hütten zeigen biblische Szenen wie die "Hochzeit zu Kanaa" oder "Jakob an der Himmelsleiter". Auch auf anderen Hütten waren diese Motive beliebt. In der einschlägigen Forschung entstand hier auch die Bezeichung "Eiserne Bibel"[11].

Das Ende der Borscheider Hütte

Verschiedentlich findet man in der Literatur zu Borscheider Hütte Annahmen, dass diese bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts stillgelegt wurde. Dies geht wohl auf unvollständige historische Unterlagen zurück. Aus den unten angefügten historischen Berschreibungen geht jedoch hervor, dass die Eisenhütte noch im Jahr 1804 von der Firma Johann Pilipp Freudenberg und Sohn betriebn wurde.

Aus den historischen Unterlagen zu den Bergwerken am Grübelsberg geht zudem hervor, dass hier die Gewerkschaft Remy und Freudenberg zu Raubacher Hütte im Jahr 1843 Eigentümer zahlreicher Bergwerksbetriebe war. Hierzu gehörten die Gruben Rübenhahn, Fuchkaule, Dasbacher Gruben und die Grube Gähnen.
In diesem Jahr wurde beim Fürstlich Wiedischen Bergamt in Neuwied ein Antrag auf Stundung, also Schließung, zahlreicher Bergwerke eingereicht. Als Grund für diesen Schritt wurde angegeben, dass damals eine "schädliche Concurrenz durch den zollfreie Eingang des englischen Roheisens" bestand, die offensichtlich die heimischen Hüttenbetreiber vor massive wirtschaftliche Probleme stellte. Vermutlich führten bereits in den vorangegangenen Jahren die massiven Veränderungen auf dem europäischen Stahlmarkt zu einer Unwirtschaftlichkeit der kleinen Hütten.

In der Bergamtsbeschreibung des Bergreviers Wied aus dem Jahr 1888 geht hervor, dass die Borscheider Hütte bereits im Jahr 1818 stillgelegt wurde.[12]
Das Betriebsgelände der Pleckhausener Hütter wurde von der Firma Johann Philipp Freudenberg und Sohn bereits im Jahr 1838 verkauft.[13]
Nach der Stilllegung wurde die "Alte Hütte" in eine Mahlmühle umgewandelt. Hierzu konnten beispielsweise der Hüttenweiher und der Wassergraben weiter genutzt werden.[14]

Die Borscheider Hütte in der Literatur

Übersicht der Eisen- und Stahlerzeugung aus 1804

Im Jahr 1804, nach den Napoleonischen Kriegen, wurde die Eisen- und Stahlerzeugung zwischen Lahn und Lippe in einer Übersicht zusammengefasst. Hierin wurde auch die Borscheider Hütte wie folgt beschrieben: [15]

"In der ehemaligen Kurtrierischen, jetzt Nassau-Weilburgischen Grafschaft Niederisenburg und deren Amte Herschbach liegt:

Die Burscheider oder alte Hütte, ein Eisenhüttenwerk das aus einem Hochofen besteht, und auf der Hälfte der Entfernung zwischen Andernach und Altenkirchen liegt. Es gehört der Firma Johann Philipp Freudenberg und Sohn zu Neuwied.

Das Werk hat seine eigene Berggebäude in einer Entfernung von einer halben bis ganzen Stunde, theils und hautsächlich im ehemaligen Trierischen, theils im ehemaligen Cöllnischen, die also zum Theil an Nassau-Usingen, zum Theil an Weilburg gefallen sind. Sie sind unter dem Namen des Horhäuser Werks bekannt, weil sie in der Nachbarschaft des Dorfes gleichen Namens im Amte Grenzau liegen. Es bricht darauf brauner Eisenstein und Stahlstein. Letzterer von ziemlich guter Qualität. Ich habe dieses Bergbaues schon bey Gelegenheit der Beschreibung der Sayner Hütte Erwähnung gethan.

Das Eisen dieser Hütte wird nicht sehr gerühmt, der Stahl soll aber mittelmäßig gut ausfallen. Mit dem Bendorfer Eisen bis höchstens zur Hälfte gemischt gibt es einen guten Stahl; über dieses Verhältnis erscheint der Rothbruch. Allein genommen gibt es im Rohstahlfeuer zu dicke Schlacke.

Man bläßt jährlich ungefähr 250 Tage, der Tag soll im Durchschnitt 5000 Pfund liefern. Je nachdem der Handel beschaffen ist bläßt man Goes- oder Stahleisen. Angenommen, daß jedes die Hälfte betrage, so würde an Stahl gemacht 625 Karren und an Eisen eben so viel. Dieses zu 17 Rthlr. per 1000 Pfund betrüge 10625 Rthlr., jener zu 19 Krhlr. 11875 Rthl.

Das Stahleisen geht nach Newied, von da den Rhein hinab nach Hittdorf, und dann mehrentheils in die Grafschaft Mark. Das Goes-Eisen lassen die Eigenthümer theils auf eigenen Hämmern verschmieden, theils geht es Rhein auf an die Bergstraße und weiter nach Schwaben. Die Fracht von Mülheim, Hittdorf oder Wisdorf bis nach Ruhrorth ist 1 Rthlr. 15 bis 20Ftbr. per 1000 Pfund und weiter die Ruhr hinauf bis Hattingen 1 2/3 Rthlr."

Bergrevierbeschreibung von 1888

In der Beschreibung des Bergreviers Wied aus dem Jahr 1888 beschreibt der Autor Dr. Karl Diesterweg die "Borscheider Hütte oder alte Hütte" wie folgt:

"Die Borscheider oder alte Hütte bei Borscheid, im Seifen daselbst gelegen, bestand in 1 Hochofen und verhüttete die Eisenerze der jetzt zur Grube Ferdinand gehörigen Grube Grübelsberg bei Breitscheid. Sie war im Besitz der Firma Joh. Phil. Freudenberg zu Raubach, welche den Betrieb bereits im Jahr 1818 einstellte."[16]

Literaturverzeichnis

  1. vgl. Schäfer, A. (2012): Die "Alte" und die "Neue" Hütte. Eigenverlag, S. 24
  2. vgl. Schäfer, A. (2012): Die "Alte" und die "Neue" Hütte. Eigenverlag, S. 24
  3. vgl. Schäfer, A. (2012): Die "Alte" und die "Neue" Hütte. Eigenverlag, S. 25
  4. vgl. Schäfer, A. (2012): Die "Alte" und die "Neue" Hütte. Eigenverlag, S. 25
  5. vgl. Schäfer, A. (2012): Die "Alte" und die "Neue" Hütte. Eigenverlag, S. 26
  6. vgl. Eversmann, F. A. (1804): Eisen- und Stahlerzeugung auf Wasserwerken in den Ländern zwischen Lahn und Lippe. Gebrüder Wallindrobt, S. 98ff
  7. vgl. Schäfer, A. (2012): Die "Alte" und die "Neue" Hütte. Eigenverlag, S. 24
  8. vgl. Schäfer, A. (2021): Ofen-, Kamin- und Takenplatten der "Alten" und "Neuen Hütte". Eigenverlag, S. 3
  9. vgl. Schäfer, A. (2021): Ofen-, Kamin- und Takenplatten der "Alten" und "Neuen Hütte". Eigenverlag, S. 9f
  10. vgl. Schäfer, A. (2021): Ofen-, Kamin- und Takenplatten der "Alten" und "Neuen Hütte". Eigenverlag, S. 10f
  11. vgl. Schäfer, A. (2021): Ofen-, Kamin- und Takenplatten der "Alten" und "Neuen Hütte". Eigenverlag, S. 9
  12. vgl. Diersterweg, K. (1888): Beschreibung des Bergreviers Wied (Dokument). Adolph Marcus, S. 86
  13. vgl. Schäfer, A. (2012): Die "Alte" und die "Neue" Hütte. Eigenverlag, S. 27
  14. vgl. Schäfer, A. (2012): Die "Alte" und die "Neue" Hütte. Eigenverlag, S. 26
  15. vgl. Eversmann, F. A. (1804): Eisen- und Stahlerzeugung auf Wasserwerken in den Ländern zwischen Lahn und Lippe. Gebrüder Wallindrobt, S. 98ff
  16. vgl. Diersterweg, K. (1888): Beschreibung des Bergreviers Wied (Dokument). Adolph Marcus, S. 86